„Hochschulen sind kulturelle Akteurinnen: Sie dokumentieren, erforschen, entwickeln und vermitteln vielfältige kulturelle Phänomene, Konzepte und Kompetenzen. Sie verständigen sich und Gesellschaft in Theorie und Praxis über Kunst, Gestaltung und Kultur. Auf diese Weise tragen sie maßgeblich zur Bewahrung des kulturellen Erbes der Menschheit und zur Ermöglichung kultureller Vielfalt bei“, umreißt der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Professor Dr. Walter Rosenthal, die Kerngedanken eines gestern von der HRK-Mitgliederversammlung verabschiedeten Papiers zur kulturellen Dimension der Hochschulen.
Die Empfehlung perspektiviere Hochschulen in ihrer Ganzheit konsequenterweise nicht nur als Bildungs-, Forschungs- und Innovations-, sondern explizit auch als Kultureinrichtungen. Das Bild von Hochschule in der Gesellschaft werde so vervollständigt, erläutert Rosenthal. Dafür seien die Perspektiven und Expertisen unterschiedlichster Disziplinen und aller Hochschultypen prägnant zusammengeführt worden. Der Verabschiedung waren intensive Beratungen einer interdisziplinären Expert:innengruppe und verschiedener Gremien in der HRK vorausgegangen.
HRK-Präsident Walter Rosenthal: „Ich freue mich, dass dieses richtungsweisende Papier nun vorliegt. Hochschulen sind genuin kulturelle Institutionen. Es ist uns sehr wichtig, die zentrale Rolle der Hochschulen als Akteurinnen in kulturellen Prozessen moderner Gesellschaften deutlich zu machen und Impulse für die weitere Beschäftigung mit Potenzialen der kulturellen Dimension der Hochschulen zu geben. Hochschulen sind mit ihren offenen Diskursräumen gerade auch in Kunst, Gestaltung und Kultur Garanten kritischen Denkens und von Kreativität sowie damit von lebendiger Demokratie und Freiheitsrechten.“
Drängende gesellschaftliche Herausforderungen wie die Bewahrung sozialer Kohäsion, die Sicherung des Friedens, die Bekämpfung von Armut oder der ökologischen Krise bedürften nicht nur sozialer oder technologischer Innovation, ergänzt Professorin Dr. Susanne Rode-Breymann, HRK-Vizepräsidentin für Kooperation und Vielfalt innerhalb des Hochschulsystems, Belange der künstlerischen Hochschulen: „Auch kulturelles Wissen und kulturelle Praktiken, die den Menschen unterschiedliche (Be-)Deutungen ihrer Lebenswelt nahebringen, sind zentral, um verantwortliches Handeln befördern und neue soziale Gefüge oder technologische Entwicklungen anstoßen zu können.“
Die gestern verabschiedete Empfehlung solle einerseits Hochschulen ermutigen, kulturelle Aspekte in Governance und Hochschulstrategien ihrem jeweiligen Profil und ihren Bedürfnissen entsprechend auszuformulieren und weiterzuentwickeln. Andererseits verstehe es sich als Aufforderung an Hochschulpolitik und Fördereinrichtungen, die kulturelle Dimension von Hochschulen in bestehenden Förderformaten besser zu berücksichtigen und auch neue Förderformate – etwa im Bereich von „artistic research“ – zu entwickeln.