Zur Situation von Frauen auf Karrierewegen an deutschen Hochschulen


Entschließung der 35. Mitgliederversammlung der HRK vom 15.11.2022

Die aktuellen Zahlen zeigen: Frauen sind weiterhin nicht angemessen auf den akademischen Karrierestufen berücksichtigt. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) berichtet im November 2022, dass zwar der Anteil von Frauen bei Promotionen bei 45,1 Prozent liege. Jedoch verharrt der Anteil bei 26,3 Prozent bei Professuren. 

Die Hochschulrektorenkonferenz nimmt mit großer Sorge zur Kenntnis, dass die Fortschritte bei der angemessenen Berücksichtigung von Frauen auf höheren Karrierestufen trotz zahlreicher Maßnahmen viel zu gering sind. Weder das sogenannte Kaskadenmodell noch freiwillige Mentoring- und Coaching-Angebote verändern die Situation grundlegend. Auch das individuelle Engagement einzelner am Einstellungsprozess beteiligter Gremien und Personen hat noch nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt.

Die Entwicklung der Zahlen zeigt, dass es im Kern um einen Kulturwandel gehen muss, der durch einen strukturellen Wandel einschließlich der entsprechenden prozessualen Veränderungen sowohl an den einzelnen Institutionen als auch im Gesamtsystem unterstützt wird. Bei der Auswahl und Bewertung der Qualifikation der zu berufenden Kandidat:innen spielen Stereotype oftmals noch eine Rolle. Darüber hinaus suchen Berufungskommissionen trotz großen Engagements und Problembewusstseins geeignete Bewerber:innen zu häufig in ihren Netzwerken – Netzwerke, an denen Frauen weiterhin vielfach strukturell nicht beteiligt sind. Für die Hochschulen heißt das etwa, dass systematisch gleichstellungsorientiertes aktives Recruiting von Frauen stattfinden muss, ein bislang nur an einigen Hochschulen etabliertes Verfahren.

Entschlossenes Handeln aller Akteur:innen in Wissenschaft und Politik auf sämtlichen Ebenen ist dringend notwendig, um deutlichere Fortschritte zu erreichen. So hat etwa das Professorinnenprogramm der GWK gezeigt, dass mit strukturellen Maßnahmen Erfolge erzielt werden können. Nach diesem Modell sollten weitere Programme, die auch mit monetären Anreizen arbeiten, aufgebaut werden.

Mittel- und langfristig ist jede zweite Professur mit einer Frau zu besetzen, wenn eine angemessene Repräsentation der Geschlechter erreicht werden soll. Das ist nur zu verwirklichen durch eine entschlossene, von allen getragene Strategie, die verschiedene Maßnahmen kombiniert (policy mix) und auf einen nachhaltigen Kulturwandel durch Strukturwandel setzt. Die Hochschulen wollen die dafür notwendigen Schritte gehen.