Gemeinsame Erklärung zum Dualen Hochschulstudium


Hochschulrektorenkonferenz und Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände vom 20.3.2000


Duale Studiengänge sind ein attraktives Dienstleistungsangebot der Hochschulen sowohl für die Studierenden als auch für das Beschäftigungssystem. Sie stellen einen wichtigen Beitrag zur Differenzierung und Profilierung des deutschen Hochschulsystems dar. Durch die Kombination der beiden Lernorte Betrieb und Hochschule eröffnet sich die hervorragende Chance einer engen Verzahnung von Ausbildungs- und Beschäftigungssystem zugunsten einer praxisbezogenen und gleichwohl wissenschaftlich fundierten Ausbildung mit internationalen Bezügen.


Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und die Hochschulrektorenkonferenz sprechen sich nachdrücklich dafür aus, das bestehende Angebot an dualen Studiengängen weiter zu fördern und auszubauen. Die Chancen sollten vor allem von Fachhochschulen, aber auch von Universitäten genutzt werden. Die neuen Gestaltungsspielräume der Hochschulgesetze bieten die Möglichkeit, vielfältige Modelle dualer Hochschulausbildung zu erproben. Dies gilt auch für international attraktive Studienangebote. Vom dualen Studienkonzept im Hochschulbereich profitieren alle Beteiligten:

  • Studierende erhöhen durch den frühzeitigen Kontakt mit den Betrieben ihre Beschäftigungschancen und werden von Studienbeginn an mit betrieblichen Abläufen vertraut gemacht

  • die Betriebe gewinnen Mitarbeiter, die sich rasch in die Unternehmensabläufe einbinden lassen und ein hohes Entwicklungspotential mitbringen

  • und die Hochschulen ergänzen durch die dualen Studiengänge ihr Leistungsspektrum und leisten einen wichtigen Beitrag zur Förderung der regionalen Wirtschaftsstruktur.

Duale Studiengänge verlangen insbesondere von den beteiligten Betrieben und den Hochschulen ein im Vergleich zu den traditionellen Studiengängen deutlich höheres Maß an Kommunikation und Abstimmung. Dies führt dazu, dass zum jetzigen Zeitpunkt insbesondere Großunternehmen als Partner der Hochschulen auftreten. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und die Hochschulrektorenkonferenz fordern jedoch auch die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) auf, die dualen Studiengänge als ein Element einer längerfristig angelegten strategischen Personalentwicklung zu nutzen.


Sie sind sich dabei der Tatsache bewusst, dass das Erfolgsmodell der dualen Studiengänge nicht zum Nulltarif zu haben ist. Sie sind jedoch der gemeinsamen Auffassung, dass der qualitativ hochwertige Ausbildungsstandard der Absolventen dualer Studiengänge den personellen und finanziellen Aufwand der Betriebe rechtfertigt. Eine kontinuierliche Beteiligung der Betriebe an dualen Studiengängen setzt Transparenz hinsichtlich des personal- und gesamtwirtschaftlichen Mehrwerts voraus, der sich aus einem Engagement an diesem Studiengangsmodell für den Betrieb ergibt voraus. BDA und HRK wollen deshalb mit der Bonner Erklärung den Startschuss für ein offensives Marketing für duale Studiengänge bei Studierenden, Betrieben und Hochschulen geben. Studierende müssen für eine erfolgreiche Beteiligung an dualen Studiengängen ein überdurchschnittliches Maß an Motivation und Eigeninitiative mitbringen. Der Wechsel der Lernorte verlangt Flexibilität und Durchhaltevermögen.


In den Hochschulen selbst bedeutet der Einsatz neuer Curricula sowie ein spezielles methodisch-didaktisches Vorgehen einen über das übliche Maß hinausgehenden Einsatz der Dozenten und der Hochschulorganisation. Die Betriebe müssen neben den finanziellen Belastungen einen erheblichen personalwirtschaftlichen Aufwand betreiben. Gerade vor dem Hintergrund der auch vom Wissenschaftsrat eingeforderten besseren Abstimmung zwischen Ausbildungs- und Beschäftigungssystem sehen sich BDA und HRK dazu veranlasst, den quantitativen und qualitativen Ausbau dualer Studiengänge entschlossen voranzubringen. Die schon jetzt insbesondere an Fachhochschulen existierenden Modelle für duale Studiengänge haben sich sowohl aus Sicht der Praxis als auch aus Sicht der Hochschulen bewährt. Mit der Einführung der gestuften Studiengänge und Abschlüsse bietet sich zudem die hervorragende Chance, Studium duale und Studium internationale zu kombinieren. Im Interesse der Beschäftigungsfähigkeit der Studierenden sollten die Chancen, die sich mit den dualen Studiengängen verbinden, nicht ungenutzt werden lassen.