Netzwerke für langfristige Wirkungen

Dr. Julia Neuhaus bei der Auftaktveranstaltung der BHT
Grußwort der Präsidentin Dr. Julia Neuhaus
Bild: Gender- und Technik-Zentrum/Therese Keil

Die Berliner Hochschule für Technik ist eine der vielfältigsten Hochschulen in der Hauptstadt. Jetzt sollen die zahlreichen Aktivitäten rund um die Diversität gebündelt und weiterentwickelt werden.

Die Sache mit den Netzwerken ist Mechthild Scott und Heiner Schulze besonders wichtig: „Wir wollen eine neue Qualität von Verbindungen erreichen“, sagen die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen, die das Projekt „Zukunftsforum Vielfalt“ an der Berliner Hochschule für Technik (BHT) leiten: „Und diese Netzwerke wollen wir sowohl innerhalb der Hochschule als auch darüber hinaus knüpfen.“ Das Zusammenbringen unterschiedlicher Akteur:innen steht deshalb im Mittelpunkt der Aktivitäten, die sich über ein ganzes Semester hinziehen – und dank der neuen Verbindungen weit über diese Projektphase hinaus wirken sollen.

Der Auftakt fand in einem der größten Hörsäle der BHT statt: eine Podiumsdiskussion zur Vielfalt an der Hochschule. Neben der Hochschulpräsidentin nahmen auch eine Vertreterin der wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen, die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte sowie die Referentin für diversitäts- und geschlechtssensible Personalentwicklung teil. Eine Art Bestandsaufnahme sollte es werden, denn Vielfalt prägt schon jetzt den Alltag der Hochschule. „Wir sind eine der diversesten Hochschulen von Berlin“, sagt Heiner Schulze – allein schon wegen der festen Verankerung im Berliner Ortsteil Wedding. „Unsere Studierendenschaft ist geprägt von vielen Erstakademiker:innen, vielen Studierenden auf dem zweiten Bildungsweg und auch vielen muslimischen Studierenden.“ Deshalb gibt es auch bereits eine Vielzahl von Initiativen, darunter eine regelmäßig aktualisierte Richtlinie „Respektvolles und diskriminierungsfreies Miteinander“, eine Antidiskriminierungskommission, ein anonymes Beschwerdeformular, zielgruppenspezifische Diversitätstrainings für Lehrende und Verwaltung sowie Projekte zu Themen wie diversitätsorientiertem Mentoring. „Diese Vielzahl an Einzelmaßnahmen und
-prozessen war bisher aber noch nicht in ein ganzheitliches Konzept für ein strukturiertes Organisationsentwicklungsverfahren eingebettet“, sagt Mechthild Scott. Das soll sich jetzt ändern – da ist es wieder, das Thema der Netzwerke.

So ist zum Beispiel das „Netzwerk Diversität an Berliner Hochschulen“ gegründet worden, in dem sich Verantwortliche und Engagierte für dieses Thema aus allen Hochschulen in Berlin organisieren. Das Gründungstreffen fand an der BHT statt. „Es geht uns um einen Erfahrungsaustausch und auch darum, dass wir gemeinsam mehr bewegen können“, sagen Schulze und Scott.

An der BHT selbst soll jetzt im Rahmen des Zukunftsforums Vielfalt ein Anstoß für ein Diversity-Monitoring gegeben werden, um dank besserer Datenlage die Maßnahmen möglichst gut an den Bedarf anzupassen. Damit bauen sie auf eine Befragung zu Diskriminierungserfahrungen der Studierenden auf, die im Jahr 2022 stattgefunden und bereits wichtige Anhaltspunkte geliefert hat.

Geplant ist unter anderem auch eine Posterserie mit dem Titel „Diverse Vorbilder in der IT“. Historische und zeitgenössische Persönlichkeiten sollen dort gezeigt werden, die als Inspiration für die Studierenden dienen können. Das Labor für Softwareentwicklung war ursprüngliche Ideengeberin und ist jetzt als Projektpartner beteiligt; ergänzt werden sollen die Poster um didaktische Handreichungen, um sie auch in der Lehre einsetzen zu können. 

In einem weiteren Schritt sollen an der BHT Videos zur Vielfalt an der Hochschule entstehen. Themen dieser Videos sind unter anderem die soziale Herkunft von Studierenden und Lehrenden, aber auch bestehende sichtbare und unsichtbare Barrieren an der Hochschule. „Uns ist wichtig, dass alle Aktivitäten nachhaltig sind“, betonen Mechthild Scott und Heiner Schulze – diese Nachhaltigkeit verstehen sie dabei im Sinne einer langfristigen Wirkung. Was jetzt entsteht, soll dauerhaft an der Hochschule präsent bleiben. Dass die unterschiedlichsten Projektpartner:innen ins Boot geholt werden und dadurch langfristig orientierte Netzwerke entstehen, soll dafür eine stabile Grundlage bilden.

Text von Kilian Kirchgeßner