„Vielfalt kann uns helfen, eine der besten technischen Hochschulen Europas zu werden“

Bild Brück-Dürkop
Prof. Dipl.-Ing. Sabine Brück-Dürkop
Bild: Martin Braun
Bild Petrova-Stoyanov
Dr. Ralitsa Petrova-Stoyanov
Bild: Heike Lachmann

Ein Interview über ehrgeizige Ziele der RWTH Aachen – und darüber, wie genau Diversität dazu beitragen kann, die Universität besser aufzustellen.

Frau Professorin Brück-Dürkop, Sie sind Prorektorin für Personal und wissenschaftlichen Nachwuchs. Welche Rolle spielt die Vielfalt in Ihrer täglichen Arbeit?

Brück-Dürkop: Gender und Diversität sind ein wichtiger Bestandteil meines Portfolios, die Themen spielen eine extrem große Rolle – sei es in den Berufungsprozessen, bei der Personalgewinnung oder auch bei konkreten Fragen der Studierenden. Mir ist es dabei wichtig, diese Themen nicht isoliert zu betrachten, sondern im Zusammenspiel mit vielen anderen Faktoren. 

Wächst die Bedeutung der Vielfalt in Ihrem Aufgabenbereich?

Brück-Dürkop: Eindeutig – und das hat mehrere Gründe. Zum einen ist die RWTH eine internationale Hochschule, und der Anteil sowohl an ausländischen Studierenden als auch an ausländischen Lehrenden nimmt stetig zu. Und wir beschäftigen uns mit Forschungsthemen, in denen die Vernetzung innerhalb der Hochschule und auch global eine zunehmende Rolle spielt. Wir sind überzeugt: Vielfalt kann uns helfen, eine der besten technischen Hochschulen Europas zu werden.

Frau Dr. Petrova-Stoyanov, als Leiterin der Rektoratsstabsstelle für Gender and Diversity Management sind Sie mit genau diesem Thema vertraut. Wie genau kann Vielfalt helfen?

Petrova-Stoyanov: Bei der Gewinnung der besten Köpfe können Diversity-Maßnahmen helfen: Wir sprechen über Bildungs- und Chancengerechtigkeit, über Weltoffenheit, über kulturellen Wandel. An diesen Themen arbeiten wir sehr intensiv – aber wir sprechen nicht gezielt eine spezielle Zielgruppe an, nur weil ein Diversity-Merkmal auf sie zutrifft. Wir möchten das Thema Vielfalt nicht von einer defizitären Betrachtungsweise aus angehen.

Beim Kampf um die besten Köpfe – geht es da um Studierende oder um Lehrende?

Brück-Dürkop: Um alle. Für Diversität brauchen wir sowohl den Input der Studierenden als auch das Engagement der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Bei Berufungsverfahren zum Beispiel gelingt das, indem wir gezielt neue Sichtweisen zu uns an die Universität holen – und jene Forscherinnen und Forscher, die schon da sind, konfrontieren wir mit der Vielfalt, damit sie dadurch neue Impulse bekommen.

Merken Sie, dass ein so klares Bekenntnis die Universität für bisher nicht erreichte Bewerber:innen interessant macht?

Brück-Dürkop: Schauen wir doch zum Beispiel auf unseren Tenure-Bereich: Da ist es uns im vergangenen Jahr gelungen, 50 Prozent der Stellen mit Frauen und 50 Prozent international zu besetzen. Und das, ohne eine Quote vorzugeben.

Petrova-Stoyanov: Wir haben mit unseren Initiativen ein bisschen den Sportsgeist geweckt, auf solche Dinge zu achten. Wir schauen ja durchaus auch proaktiv, wer gut zu uns passen würde und uns gut ergänzen könnte. Dieses Vorgehen führt dazu, dass sich das Bewerberfeld verändert.

Was steht bei Ihnen im Rahmen der HRK-Initiative „Vielfalt an deutschen Hochschulen“ im Mittelpunkt?

Petrova-Stoyanov: Mit unserem Projekt ReaDy@RWTH möchten wir helfen, die vor kurzem verabschiedete Diversity-Strategie umzusetzen. Dazu haben wir uns drei Schwerpunkte gesetzt: Es wird erstens Zielvereinbarungen zwischen zentralen und dezentralen Akteur:innen geben, zweitens eine Roadmap für Diversity Monitoring und drittens wollen wir die Sensibilisierung und Kommunikation verstärken.

Brück-Dürkop: Die Initiative ist für uns wahnsinnig wichtig: Dank ihr können wir das Thema Vielfalt auf die Überholspur bringen. Die Diversity-Strategie ist nämlich noch nicht mit einer konkreten Umsetzungsplanung hinterlegt. Da wollen wir jetzt in die Offensive gehen. Die Rückmeldungen sind übrigens durchweg positiv: Manche Leute erfahren jetzt zum ersten Mal davon, dass wir diese Strategie haben. Sie lesen sich das Papier durch – und melden sich dann ganz begeistert zurück. Diesen Schwung wollen wir gern nutzen.

Das Interview führte Kilian Kirchgeßner.

Zu den Personen:

Prof. Dipl.-Ing. Sabine Brück-Dürkop ist Prorektorin für Personal und wissenschaftlichen Nachwuchs an der RWTH Aachen.

Dr. Ralitsa Petrova-Stoyanov leitet an der RWTH die Rektoratsstabsstelle für Gender and Diversity Management.

 

Weiterführende Informationen:

zur Diversity-Strategie (2022 - 2027) der RWTH Aachen University

zur zentralen Gender- und Diversity-Webseite der RWTH Aachen University