Bericht des HRK-Präsidenten über das Jahr 1999: Hochschulreform zwischen Eigenverantwortung und bürokratischen Interventionen


Bericht über das Jahr 1999, erstattet auf der 190. Plenarversammlung der Hochschulrektorenkonferenz am 21./22.2.2000 in Bonn von Professor Dr. Klaus Landfried, Präsident der HRK


Vorbemerkung


Zur Lage der Hochschulen


Entwicklung der Studienanfänger- und Studierendenzahlen

  • Allgemein
  • Einzelne Fächer
  • Statistik

Finanzielle, hochschulpolitische und rechtliche Rahmenbedingungen

  • Finanzen
  • Hochschulstrukturreformen in Landeshochschulgesetzen und Hochschulen
  • Tarif-, Dienst- u. Besoldungsrecht im Wissenschaftsbereich

Strategische Planung


Studierende

  • Chipkarten
  • Zugang zu Fachhochschulen

Qualitätssicherung in der Lehre


Evaluation und Transparenz


Rahmenprüfungsordnungen


Akkreditierung


Multimedia


Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs


Wissenschaftlicher Nachwuchs


Forschungsplanung


Forschung an den Fachhochschulen


Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten


EU-Forschungsförderung


Staatsziel Tierschutz


Patentwesen


Wissenschaftsnetz


Internationale Beziehungen (Internationalisierung der Hochschulen)


Europäische Union


West- und Südeuropa


Nordeuropa


MOE- und GUS-Staaten


Nordamerika


Lateinamerika


Asien-Pazifik


Preis für herausragende Leistungen in der internationalen Hochschulzusammenarbeit


Weitere Bereiche die HRK der Internationalisierung der Hochschulen
Zusammenarbeit mit anderen Institutionen


Kultusministerkonferenz


CHE (Centrum für Hochschulentwicklung)


Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck


Fakultäten- und Fachbereichstage


Information und Dokumentation


Hochschulkompass


Presse- und Öffentlichkeitsarbeit


HRK-Mitgliedergruppen


Interna


Dank


 


I. Vorbemerkung


Gem. § 7 Abs. 1 Ziff. 4 HRKO erstattet der Präsident dem Plenum den jährlichen Rechenschaftsbericht.


Die Beschlüsse des Präsidiums, Senats und Plenums aus dem Jahre 1999 liegen allen Mitgliedshochschulen vor:


Zum Tierschutz als Staatsziel - 86. Senatssitzung am 26.1.1999


Erläuterungen zu den "Empfehlungen zum Dienst- und Tarif-, Besoldungs- und Vergütungsrecht sowie zur Personalstruktur in den Hochschulen" - 503. Präsidiumssitzung am 22.2.1999


Zum Bedarf an wissenschaftlichen Großgeräten - 187. Plenarversammlung am 22.2.1999


Zu den Gesetzen zur Neuregelung der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse und zu Korrekturen in der Sozialversicherung und zur Sicherung der Arbeitnehmerrechte - 87. Senatssitzung am 8.6.1999 in Wuppertal


Bundeshaushalt 2000: Vorrang für Qualifikation und Forschung erforderlich! - 87. Senatssitzung am 8.6.1999 in Wuppertal


Zur Problematik der Planung von Forschung - 188. Plenarversammlung am 5.7.1999


Zur Qualifizierung der Postdoktoranden - 188. Plenarversammlung am 5.7.1999


Handreichungen für die Hochschulauswahlgespräche im ZVS-Verfahren - 188. Plenarversammlung am 5. 7.1999


Erwartungen der Hochschulen zu ihrer Förderung durch Bund und Länder nach Beendigung des HSP III - 88. Senatssitzung am 5. 10.1999 in Hamburg


Thesenpapier der Musikhochschulen - 189. Plenarversammlung am 8.11.1999


Über die Maßnahmen des Präsidiums zur Umsetzung dieser Beschlüsse, über seine sonstigen Initiativen, Interventionen, Verhandlungen und Gespräche wie über die Mitwirkung in nationalen und internationalen Organisationen wurde regelmäßig gegenüber allen Mitgliedshochschulen berichtet. Im folgenden sollen deshalb weniger die Inhalte erneut referiert als vielmehr - schwerpunktmäßig - deren Hintergründe, Umfeld und Auswirkungen deutlich gemacht werden.


II. Zur Lage der Hochschulen


1. Entwicklung der Studienanfänger- und Studierendenzahlen


a. Allgemein


Die Studienanfängerzahlen sind im Jahre 1999 gegenüber dem Vorjahr um 6% angestiegen. Die Neueinschreibungen beliefen sich auf rund 290.000. Nach dem demographisch bedingten Rückgang in der ersten Hälfte der 90er Jahre haben sich die Studienanfängerzahlen damit wieder auf einem hohen Niveau eingependelt.


Dies lässt den Schluss zu, dass der von der KMK prognostizierte Anstieg der Studienanfängerzahlen tatsächlich stattfindet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nach den Ende 1999 bekannt gewordenen Zahlen über die Ausbildungsverhältnisse im dualen Bereich im vergangenen Jahr die Zahl der Abiturienten mit neuen Lehrverträgen in der dualen Berufsausbildung um 4 % auf rund 100.000 gestiegen ist und nunmehr ein Drittel aller Abiturienten umfasst. In Westdeutschland gab es eine ähnliche Entwicklung bereits in der Mitte der 80er Jahre, die dann in der zweiten Hälfte der 80er Jahre dazu führte, dass ein Großteil der jungen Leute nach Abschluss der Lehre ein Hochschulstudium aufnahm, um die eigenen Arbeitsmarkt- und Karrierechancen zu verbessern.


Nach den Prognosen der Kultusministerkonferenz werden die Studienberechtigtenzahlen aufgrund hoher Schülerzahlen an weiterführenden Schulen und einer ansteigenden Übergangsquote von der Schule auf die Hochschule in den neuen Ländern bis zum Jahre 2008 um weitere 15% anwachsen. Dies ist im Prinzip eine erfreuliche und notwendige Entwicklung, ist doch der Anteil der Studierenden an der gleichaltrigen Bevölkerung in der Bundesrepublik, deren wirtschaftliche Zukunft wesentlich von der Qualifikation ihrer Arbeitskräfte abhängt, niedriger als in einigen vergleichbaren Ländern.


Im übrigen ist der Anstieg der Zahlen in den östlichen Bundesländern stärker ausgeprägt als in den westlichen. Dies ist einerseits Ausdruck eines Nachholbedarfs. Leider ist aber der Anteil der Hochschulzugangsberechtigten, der ein Studium aufnimmt, in den östlichen Bundesländern mit etwa 60% noch deutlich niedriger als in den westlichen mit über 70%. Eine Ursache hierfür liegt, wie Untersuchungen zeigen, an fehlenden Mitteln, ein Studium zu finanzieren - ein Grund mehr für die überfällige Reform der Ausbildungsförderung, die trotz vollmundiger Ankündigungen der Bundesregierung und neuer Verbesserungen insgesamt bisher ausgeblieben ist.


In den westlichen Bundesländern geht die Gesamtzahl der Studierenden zurück. Dies ist nicht nur eine Folge der Einführung von Langzeitstudiengebühren in Baden-Württemberg, Zweitstudiengebühren in Bayern und Verwaltungsgebühren z.B. in Niedersachsen, sondern im wesentlichen darauf zurückzuführen, dass sehr starke Studienanfängerjahrgänge die Hochschulen mit einem Abschluss verlassen.


b. Einzelne Fächer


Erfreulich ist, dass mit dem Anstieg der Studienanfängerzahlen auch die Zahl der Studienanfänger, die sich in der Informatik und in den Ingenieur­wissenschaften eingeschrieben haben, deutlich angestiegen ist. Lediglich im Bauingenieurwesen, das lange entgegen dem Trend steigende Anfängerzahlen auswies, sind starke Rückgänge zu verzeichnen. Die rückläufige Baukonjunktur scheint wieder einmal ein (törichtes) prozyklisches Bewerberverhalten zu fördern. Immerhin haben die verschiedenen Initiativen von HRK und Politik, von Arbeitgeber- und Berufsverbänden, wieder mehr junge Leute für technische Studiengänge zu gewinnen, insgesamt gefruchtet. Die jungen Menschen verfolgen offenbar die öffentliche Diskussion.


c. Statistik


Die HRK hat im Jahre 1999 erstmals seit Jahren auf eine eigene Erhebung der Studienanfängerzahlen verzichtet. Nachdem es dem statistischen Bundesamt in den letzten Jahren gelang, seine Schnellmeldungen wie die HRK bereits Ende November vorzulegen, entfiel der zwingende Grund für eigene Erhebungen. Denn Doppelarbeit nutzt auch hier niemandem. Mit dem statistischen Bundesamt ist eine enge Kooperation bei der Erhebung und Auswertung der Daten vereinbart worden.


2. Finanzielle, hochschulpolitische und rechtliche Rahmenbedingungen


a. Finanzen


Nach den 1999 veröffentlichten Angaben des statistischen Bundesamtes sind die Ausgaben für die Universitäten ohne Medizin schon 1997 um 0,5 % zurückgegangen. Angesichts einer Personalkostensteigerung von 1,3 % auf Grund tarifvertraglicher und gesetzlicher Regelungen wird damit offenkundig, dass Personal abgebaut werden musste und die laufenden Ausgaben für Forschung und Lehre nicht einmal mit der Kostenentwicklung Schritt gehalten haben. Die 1997 festgestellte Steigerung der Hochschulausgaben insgesamt gegenüber 1996 um 0,6 Milliarden DM oder 1,2 % ist - bei einem Rückgang der finanziellen Grundausstattung um 0,2 Milliarden - allein auf die zusätzlichen Einnahmen der Universitätsklinika aus der Krankenversorgung und die höhere Drittmitteleinwerbung der Hochschulen für Forschung und Lehre zurückzuführen, die zusammen 0,8 Milliarden DM ausgemacht haben.


Dies zeigt zwar, dass die Hochschulen in der Forschung immer noch konkurrenzfähig sind, aber auch die Gefahr, dass sie bei der Grundausstattung und für den Bereich der grundständigen Lehre, für den es derzeit keinen Drittmittelmarkt gibt, finanziell auszubluten drohen. Die Absichtserklärung der Politik, Priorität für Hochschule und Forschung in der praktischen Finanzpolitik setzen zu wollen, sind in vielen (Bundes-) Ländern nichts als Lippenbekenntnis und Schönfärberei.


Wer Hochschulen als Zukunftswerkstätten betrachtet und ihnen zurecht eine bedeutende Rolle im technologischen und wirtschaftlichen Strukturwandel, d.h. auch bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze zuweist, der muss für eine entsprechende Finanzierung sorgen. Dies erfordert eine Neubestimmung der Finanzprioritäten und nicht bloße Zurückhaltung bei Kürzungen. So ist es zu begrüßen, dass sich Bund und Länder immerhin auf Nachfolgeaktivitäten nach Auslaufen des HSP III verständigt haben, die in weiten Teilen den Vorschlägen der HRK folgen.


Die Betreuungsrelationen in den "Massenfächern" wie Jura, Wirtschafts­wissenschaften, Geistes- und Kultur­wissenschaften sind aufgrund der Curricularnormwerte so bemessen, dass eine international konkurrenzfähige Betreuung der Studierenden und eine entsprechende Qualitätssicherung von Lehre und Studium nur bei dramatischer Überlastung des wissenschaftlichen Personals zu gewährleisten sind. Die Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen aber bewegen sich und müssen sich bewähren auf einem europäischen oder internationalen Arbeitsmarkt.


Auch hier heißt die Alternative: mehr Gelder oder effektiver Numerus clausus. Die ersten Überlegungen der Länder hinsichtlich der Einführung neuer Kapazitätsberechnungskritieren lassen noch keine Lösung des Problems erkennen. Die HRK wird die Verbesserung der Betreuungsrelationen auf der Grundlage wissenschaftsadäquater Kapazitätsberechnungen zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit in den nächsten Jahren machen.


b. Hochschulstrukturreformen in Landeshochschulgesetzen und Hochschulen


Es sind noch keine 10 Jahre her, dass der auf den Senatssitzungen übliche Tagesordnungspunkt "Berichte der Vorsitzenden der Landesrektorenkonferenzen" von meinem Amtsvorgänger mit den Worten eingeleitet wurde: "Die Klagemauer ist eröffnet". Spätestens im Zuge der Vereinigung der beiden deutschen Staaten wurde den in der HRK vereinigten deutschen Hochschulen jedoch klar, dass man mit Klagen allein nicht vorankommen kann.


Wir haben deshalb seit 1992 gemeinsam in der HRK eine Reihe von Reformkonzepten entwickelt, um Qualität und Effizienz der Hochschulen in allen Aufgabenbereichen zu verbessern, ohne dabei je das Problem der Unterfinanzierung ad acta zu legen.


Es seien noch einmal Themen wie Strategiebildung und Zielvereinbarung mit dem Staat wie im Innern, Profilbildung und Vernetzung, Evaluation und Qualitätssicherung von Forschung und Lehre, wissenschaftsadäquates Management mit Kosten- und Leistungsrechnung, leistungs- und belastungsorientierte Mittelverteilung im Rahmen von Globalhaushalten, Studienstrukturreform, auch mit Einführung neuer modularisierter Studiengänge, Verkürzung der Qualifikationsphasen beim wissenschaftlichen Nachwuchs, Multimediaeinsatz, Absolventenbetreuung, Öffentlichkeitsarbeit und mehr Einfluss der Hochschulen auf die Auswahl der Studienbewerber genannt.


Die so sich reformierende, wettbewerblich organisierte und - soweit in der Wissenschaft möglich - ergebnisgesteuerte Hochschule setzt mehr Eigenverantwortung und mehr Selbständigkeit in allen akademischen, finanziellen, personellen und organisatorischen Angelegenheiten voraus. Das bedeutet auch volle Vermögensfähigkeit der Hochschulen sowie die Übertragung der Dienstherrenfunktion vom Staat auf die Hochschulen. Der bürokratische Interventionismus der Ministerien beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit der Hochschulen.


Wettbewerb erfordert faire Rahmenbedingungen. Dazu gehören an oberster Stelle klare und möglichst einfache Rechtsvorgaben und eine über mehrere Jahre verläßliche, leistungs- und belastungsorientierte Finanzierung bei zugleich im internationalen Vergleich die Arbeitsfähigkeit sichernder Grundausstattung der Hochschulen.


In einigen Punkten haben einige Länder die Aufforderung des früheren Bundespräsidenten leider noch nicht genügend umgesetzt, "die Hochschulen in die Freiheit zu entlassen".


Hierauf hat Generalsekretär Dr. Lange im Auftrage des Präsidiums bzw. des Präsidenten in den öffentlichen Anhörungen zur Novellierung der Landeshochschulgesetze u.a. in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Saarland und Schleswig-Holstein immer wieder hingewiesen und entsprechende Änderungsvorschläge eingebracht, nicht überall mit Erfolg. Einige Verbesserungen sind aber nicht zu verkennen, auch wenn der Paradigmen-Wechsel weitergeführt werden muss.


Die Eigenverantwortung der Hochschulen bei gleichzeitiger intensiver Rechenschaftspflicht wird - mit Abstufungen in den Ländern - von allen hochschulpolitisch Verantwortlichen gefordert und nach und nach, wenn auch langsam, umgesetzt. Es werden flexibilisierte Budgets (mit unterschiedlichen Freiheitsgraden) eingeführt, Entscheidungsprozesse gestrafft, neue Beteiligungsformen auch für Studierende im Rahmen von Zielvereinbarungen auf verschiedenen Ebenen geschaffen. Evaluationsverfahren verbreiten sich, die Akkreditierung von Bakkalaureus-/Bachelor- und Magister/Master-Studiengängen ist auf dem Wege.


Bei all diesen Entwicklungen haben viele mitgeholfen, angestoßen, begleitet, beraten und moderiert. Ich denke zunächst an die vielen engagierten Hochschulmitglieder, ohne die kein Konzept zum Leben erwachen kann. Ich denke z.B. an das CHE, an die Förderinitiativen des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft und der Volkswagenstiftung. Ich denke an die Reformkonzepte des Wissenschaftsrates, des BMBF, der KMK, und ich denke - last but not least - an die HRK, an uns selbst.


Die konkreten Projekte, die Mitgliedshochschulen zusammen mit dem CHE oder mit Förderung des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft oder der Volkswagenstiftung oder auch ganz für sich selbst mit Erfolg auf den Weg gebracht haben, belegen eindrücklich, dass z.B. Kosten- und Leistungsrechnung, transdisziplinäre Organisation der Forschung, dezentrale Ressourcenverantwortung, Zielvereinbarungen als Verfahren partizipativer Entwicklungsplanung usw. nicht leere Worthülsen sind, sondern realisierbare, ja erfolgreich praktizierte Strukturreformen beinhalten.


Die hier aktiven Hochschulen widerlegen durch ihr Handeln eindrucksvoll das Vorurteil, Hochschulen seien prinzipiell zum Wandel nicht fähig. Die bisher bei den Reformen gemachten Erfahrungen widerlegen auch die Ängste mancher Bedenkenträger, Strukturreformen der genannten Art beschädigten die Wissenschaftsfreiheit, bremsten die Förderung und Anerkennung von Spitzenleistungen oder stellten gar die Bedeutung der Hochschulen als Stätten der Kultur in Frage. In Wahrheit spüren wir, dass genau das Gegenteil zutrifft, dass die Ängste unberechtigt sind.


Die HRK ist heute sowohl als "Dienstleister" ein Forum interner Diskussion und gegenseitiger Information für die Hochschulen als auch ein von der Öffentlichkeit ernst genommener hochschulpolitischer Akteur (vgl. hierzu die Auflistung der Aufgaben und Leistungen der HRK, Anlage). Beide Rollen muss sie auch in Zukunft ausgewogen wahrnehmen. Dabei ist sie nicht Vertreterin der Interessen einzelner Statusgruppen, sondern der Gesamtheit der Hochschulmitglieder. Angestrebt wird, im größtmöglichen Konsens zu handeln, d.h. dass die Mitgliedshochschulen sich gegenseitig "mitnehmen" auf dem Weg der ständig notwendigen Reformen, mithilfe des Präsidiums. Dass dies nicht immer leicht ist, ist eine Binsenweisheit, nicht zuletzt deshalb, weil Hochschulen sich nicht in Tagen, sondern in Jahren und Jahrzehnten entwickeln und wandeln und "Gleichschritt" keine der Wissenschaft angemessene Kategorie wäre.


Die HRK ist auch weder staatliche noch staatsnahe oder nachgeordnete Behörde noch versteht sie sich so, und das Präsidium ist auch kein Ober-Rektorat, das Weisungen erteilt. Aber für die gemeinsame Sache öffentlich und im Innern Positionen zu entwickeln und zu vertreten, gehört zu seiner Aufgabe. Auch die Rektoren/innen und Präsidenten/innen müssen in ihren Hochschulen erheblich mehr bewirken, als bloße Repräsentationsfunktionen wahrzunehmen. Es gilt zu verhindern, dass die Hochschule von anderen gesteuert wird, und der Erkenntnis zu folgen, dass diejenigen, die das Zusammenwirken der Hochschulen durch "landesunmittelbare" Beziehungen der Einzelinstitutionen ersetzen wollen, ungewollt das "divide et impera" der Landesbürokratie fördern.


c. Tarif-, Dienst- und Besoldungsrecht im Wissenschaftsbereich


Der durch einige Missverständnisse und durch vor allem in der medialen Wirkung unglückliche Äußerungen des Präsidenten emotionalisierte Diskussionsprozess in und außerhalb der Hochschulen konnte mit den Erklärungen und der nachfolgenden Aussprache in der HRK-Senats-sitzung am 5.10.1999 in Hamburg größtenteils versachlicht werden.


Die Zielsetzungen der Reform und deren Realisierung als ein notwendiger Mosaikstein in dem Gesamtreformwerk "Wettbewerblich organisierte, ergebnisgesteuerte Hochschule" wurden mehrfach verdeutlicht. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung hat eine Expertenkommission zur Neuordnung des Dienst- und Tarifrechts berufen, die am 31.8.1999 zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammentrat und hoffentlich Vorschläge entwickelt, die zu einer wissenschaftsadäquaten Flexibilisierung zu starrer Beschäftigungs- und Besoldungsvorschriften und damit zu einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Hochschulen führen werden.


3. Strategische Planung


Die HRK hat sich vor einigen Jahren des Themas "Strategische Planung im Hochschulbereich" angenommen. Sie hat Handreichungen entwickelt und eine Empfehlung zu diesem Thema verabschiedet. Im Anschluss hat das Präsidium entsprechend einem Beschluss des Plenums eine Umfrage durchgeführt, ob und in welcher Form strategische Planung betrieben wird. Der Rücklauf auf diese erste Erhebung war noch enttäuschend. Nur etwa ein Zehntel der Mitgliedshochschulen vermeldete gezielte Aktivitäten auf diesem Gebiet.


Gleichwohl hat das HRK-Präsidium im Mai 1999 einen Erfahrungsaustausch zur Strategischen Planung durchgeführt. Das Interesse an der Veranstaltung war überraschend groß und es kam zu höchst interessanten Diskussionen.


Insgesamt kann festgehalten werden, dass doch eine wachsende Zahl von Hochschulen versucht, ein spezielles Profil zu entwickeln, und geeignete Schritte ergreift, längerfristige Ziele zu verwirklichen.


III. Studierende


1. Chipkarten


In einigen Mitgliedshochschulen laufen seit längerem Modellversuche zum Einsatz von Chipkarten-Systemen in der Studenten- und Prüfungsverwaltung sowie im bargeldlosen Zahlungsverkehr. Zum Zweck des Erfahrungsaustausches hat das HRK-Präsidium hierzu im Sommer 1999 einen Workshop mit Vertretern und Vertreterinnen aus den Hochschulen durchgeführt. Dabei wurde der Bedarf an einer Harmonisierung bzw. Abstimmung bei den Rahmenbedingungen und Datenaustauschformaten deutlich. Für eine vertiefte Klärung der mit dem Einsatz von Chipkarten verbundenen Probleme hat das Präsidium der HRK eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die bis zum Sommer 2000 Empfehlungen für die Hochschulen erarbeiten soll. Entgegen da und dort geäußerten Befürchtungen ist das Ziel nur, flexiblere und vor allem studierendenfreundlichere Verfahren zu ermöglichen, nicht aber, einen "gläsernen Studenten" zu erzeugen. Alle Bestimmungen des strengen deutschen Datenschutzes werden selbstverständlich beachtet.


2. Zugang zu Fachhochschulen


Die von der Mitgliedergruppe Fachhochschulen eingesetzte Arbeitsgruppe hat im Frühjahr 1999 ihre Arbeit an einer Empfehlung zur Sicherung der Einstiegsqualifikationen für ein Studium an Fachhochschulen abgeschlossen. Darin wird die Einführung einer hochschulartenübergreifenden, fachgebundenen Hochschulreife als wesentlicher Beitrag zur Qualitätssicherung gesehen. Insbesondere sollten die allgemeinbildenden Ausbildungsanteile nicht weiter zugunsten der beruflichen zurückgedrängt werden. Ferner wird eine engere Zusammenarbeit und ein besserer Informationsaustausch zwischen Fachhochschulen und Schulen angeregt. Die Mitgliedergruppe Fachhochschulen hat den Entwurf auf ihrer Mitgliederversammlung am 19.10.1999 zustimmend zur Kenntnis genommen.


IV. Qualitätssicherung in der Lehre


1. Evaluation und Transparenz


Die HRK hat das Thema Qualitätssicherung zu einem weiteren Schwerpunkt ihrer Arbeit gemacht. Es gibt kein besseres Argument im Wettbewerb um knappe Ressourcen als die nachweisbare Qualität von Lehre (und Forschung).


Ein Umfrageergebnis vom Sommer 1999 weist aus, dass sich zahlreiche Fachbereiche bereits auf den Weg gemacht haben, die Qualität der Lehre kontinuierlich zu überprüfen und zu verbessern. Kopfzerbrechen bereitet noch, dass es sehr heterogene Zugänge zur Qualitätsbewertung der Lehre gibt. Die Intention der HRK-Plenar-Empfehlung aus dem Jahr 1995 war u.a., hinsichtlich des Evaluationsverfahrens gemeinsame Standards zu definieren. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn die Hochschulen in dieser Hinsicht weiter vorankämen.


Das Projekt Qualitätssicherung, das die HRK seit 1998 mit finanzieller Förderung von Bund und Ländern für drei Jahre durchführt, hat sich bereits nach kurzer Zeit zu einem gefragten Partner für die Mitgliedshochschulen entwickelt. Dies zeigt nicht zuletzt die steigende Nachfrage nach Informationen und Dienstleistungen sowie die zunehmende Zahl der Bitten, gemeinsame Veranstaltungen und Projekte durchzuführen. Das Projekt Qualitätssicherung steht allen Hochschulorganisationen als Service-Einrichtung zur Verfügung.


2. Rahmenprüfungsordnungen


Im Laufe des Jahres 1999 wurden auf der Grundlage der 1998 verabschiedeten Muster-Rahmenordnungen für die Diplomstudiengänge an Fachhochschulen und Universitäten insgesamt weitere neun Rahmenprüfungsordnungen verabschiedet. Die Entwürfe für weitere 15 werden in den Fachkommissionen erarbeitet oder befinden sich im Stellungnahmeverfahren bei den Hochschulen und Ländern. Das Präsidium hat allerdings Zweifel, ob auch in Fällen mit geringer Zahl von Standorten, an denen diese Studiengänge angeboten werden, oder mit geringen Studierendenzahlen so wie generell vor dem Hintergrund zunehmender Differenzierung der Studienangebote die Einrichtung von weiteren Fachkommissionen noch notwendig und wünschenswert ist.


3. Akkreditierung


Entsprechend dem Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 3. Dezember 1998 zur Einführung eines Akkreditierungsverfahrens für Bakkalaureus/Bachelor- und Magister/Masterstudiengänge wurde im Frühjahr 1999 ein länderübergreifender Akkreditierungsrat gebildet. Ihm gehören vier Wissenschaftler, vier Vertreter der Berufspraxis, zwei Studierende, je ein Rektor oder Präsident einer Universität und Fachhochschule sowie zwei Ländervertreter an. Im Juli 1999 hat sich der Akkreditierungsrat konstituiert. Er soll die fachlich-inhaltliche Begutachtung der neuen genannten Studiengänge koordinieren und vor allem dazu Agenturen zertifizieren, die die Aufgabe der Akkreditierung übernehmen wollen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Akkreditierungsverfahren nach fairen und nachvollziehbaren Regeln ablaufen. Zum Vorsitzenden wählte der Akkreditierungsrat Professor Dr. Karl-Heinz Hoffmann, TU München, Gründungsdirektor des Forschungszentrums CAESAR in Bonn und ehemaliger Vorsitzender des Wissenschaftsrates.


Die auf neue Studiengänge und Akkreditierung zielenden Beschlüsse und Empfehlungen von Kultusministerkonferenz und Hochschulrektorenkonferenz sind in einer gemeinsamen Broschüre von HRK und KMK im August 1999 veröffentlicht und allen Hochschulen zugesandt worden.


Mitte November hat das bei der HRK angesiedelte kleine Sekretariat zur Unterstützung des Akkreditierungsrates seine Arbeit aufgenommen. Es wird für 3 Jahre - bis zur Evaluierung der Arbeit des Rates - dankenswerterweise aus Mitteln des Stifterverbands für die deutsche Wissenschaft finanziert.


4. Multimedia


U.a. mit der Übernahme der Schirmherrschaft über die Learntec-Messe 1999 und die Teilnahme an der Jury des Wettbewerbes "Multimedia Transfer 1999" hat die HRK die Bedeutung des Einsatzes von multimedialen Lehr/Lernwerkzeugen für eine zukunftsfähige Entwicklung der Hochschullehre und -forschung unterstrichen. Die Aktivitäten in den Mitgliedshochschulen auf dem Gebiet der Neuen Medien sind breitgefächert. Von Schleswig-Holstein bis Baden-Württemberg sind "virtuelle" Hochschulen im Aufbau. Eine rasche Einführung und allgemeine Verbreitung derartiger Werkzeuge stößt in der Praxis aber immer noch auf Hindernisse, weil der Markt durch eine Vielzahl von nicht abgestimmten Einzelentwicklungen zersplittert und nicht hinreichend transparent ist.


Nur selten gelangen Produkte zur Marktreife. Die HRK hat deshalb zusammen mit der gemeinnützigen Klaus-Tschira-Stiftung/Heidelberg in zwei Workshops versucht, Konzepte und Verfahren für eine gewisse Standardisierung von Lehr/Lernsoftware zu erarbeiten. Aufgrund der Ergebnisse werden zwei Projektgruppen Anwendungsbeispiele für den Einsatz in der betriebliche Weiterbildung und für Lehrzwecke an Hochschulen entwickeln.


V. Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs


1. Wissenschaftlicher Nachwuchs


Die Grundsatzpositionen zum "Hochschullehrernachwuchs" in den HRK-Empfehlungen "Zum Dienst- und Tarif-, Besoldungs- und Vergütungsrecht sowie zur Personalstruktur in den Hochschulen" vom November 1998 sind mit der Entschließung "Zur Qualifizierung der Postdoktoranden" vom Juli 1999 konkretisiert worden. In systematischer Ergänzung der Entschließung "Zum Promotionsstudium" vom Juli 1996, in Abstimmung mit dem Emmy Noether-Programm der DFG und als erste Antwort auf einschlägige Empfehlungen zum Habilitationswesen im Bericht der internationalen Kommission zur Systemevaluation der DFG und der MPG hat die HRK empfohlen, die Postdoktorandenphase nach spätestens sechs Jahren förmlich mit einer Beurteilung nach Maßgabe fachlich international akzeptierter Kriterien abzuschließen und bei allen Verfahren eine qualifizierte externe Begutachtung vorzusehen.


Gleichwertig zum Habilitationsverfahren sollte das Instrument der "Qualifizierungsprofessur" (mit tenure track) eingeführt werden. Dabei müssen Bewerber/innen in jedem Fall entweder vor der Berufung auf die Qualifizierungs-Professur (z.B. nach der Promotion) Forschungszeiten außerhalb der eigenen Hochschule, möglichst im Ausland, verbracht haben oder nach der Qualifzierungs-Professur die Hochschule wechseln. Diese Vorschläge stimmen in wesentlichen Teilen mit denen der KMK überein, die Ende des Jahres 1999 zur Diskussion gestellt worden sind.


Die Hochschulen stehen weltweit im Wettbewerb um den besten Nachwuchs. In diesem Wettbewerb ist es sinnvoll und unerlässlich, auch mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten. Deshalb haben mehrere Universitäten bereits internationale Graduiertenkollegs mit Hilfe der DFG eingerichtet oder auch Initiativen aufgenommen, mit Max Planck-Instituten "International Max Planck Research Schools at Universities" einzurichten. Dieses neue Förderinstrument wurde vom Plenum in einem Gespräch mit dem MPG-Präsidenten im November 1999 im Grundsatz gutgeheißen.


2. Forschungsplanung


In der Entschließung "Zur Problematik der Planung von Forschung" vom Juli 1999 hat das Plenum in der vom Wissenschaftsrat eingeleiteten Diskussion zur "Forschungsprospektion" Stellung genommen und betont, dass eine in Grenzen sinnvolle "Vorausschau" angesichts der je unterschiedlichen Verantwortung der Hochschulen, der Länder und des Bundes in Deutschland nicht zentralisiert und nicht nur "top down" betrieben werden darf.


Die Empfehlung des Plenums, den dialogischen Prozess der Forschungsplanung voranzutreiben, ist nachhaltig in die Beratungen für eine Stellungnahme zum Bericht der internationalen Kommission "Forschungsförderung in Deutschland" eingegangen, die im Februar 2000, nach den Stellungnahmen von DFG und MPG als Hauptadressaten des Berichts, verabschiedet werden soll.


3. Forschung an den Fachhochschulen


Im April haben die EU-Koordinierungsstelle der Wissenschafts­organisationen (KOWI) und die HRK ein Informationsseminar für die Fachhochschulen zur Forschungsförderung durch die Europäische Union durchgeführt.


Im BMBF-Programm "anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung an Fachhochschulen (aFuE)" sind von der dieses Programm begleitenden HRK-Arbeitsgruppe die Weichen für die Nomination neuer Gutachter im Jahr 2000 gestellt worden.


Das inzwischen in zwei Förderrunden bewährte Begutachtungsssystem hat wesentlich dazu beigetragen, dass die jährlichen Mittel des aFuE-Programms voraussichtlich weiter aufgestockt werden und generell die Bedeutung der anwendungsorientierten Forschung in Fachhochschulen gestärkt wurde.


4. Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten


Die Entschließung "Zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten in den Hochschulen" von 1998, in Zusammenhang mit den Empfehlungen der Kommission "Selbstkontrolle in der Wissenschaft" der Deutschen Forschungsgemeinschaft, hat im Berichtszeitraum dazu geführt, dass angemessene Regelungen zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten bei den meisten Hochschulen, in denen DFG-Mittel beantragt werden, in Kraft sind.


5. EU-Forschungsförderung


Das Präsidium hat sich mit einem Zehn-Punkte-Papier frühzeitig in die nationalen Beratungen zur Ausgestaltung des künftigen 6. EU-Rahmenprogramms für Forschung und technologische Entwicklung eingeschaltet. Nach Zustimmung durch das Plenum im Novemver 1999 ist die Stellungnahme auch an die EU-Kommission weitergeleitet worden.


Nach einer Neuorganisation der KOWI aufgrund einer Evaluation und einer Intensivierung der einschlägigen Beratungen in der "Confederation" (Vereinigung der Rektorenkonferenzen in den EU-Mitgliedslän-dern) sind die Ausgangsbedingungen der Hochschulen für eine Partizipation an EU-Forschungsprojekten weiter verbessert worden.


6. Staatsziel Tierschutz


Mit der Stellungnahme "Zum Tierschutz als Staatsziel" hat der Senat im Januar 1999 in Abstimmung mit den anderen Wissenschafts­organisationen an Bund und Länder appelliert, von einer Aufnahme eines Staatsziels Tierschutz in das Grundgesetz abzusehen und stattdessen auf eine effektive Umsetzung des strengen deutschen Tierschutzgesetzes in allen Bereichen zu dringen und gleichwertige Regelungen in der EU zu fördern.


7. Patentwesen


Auf der Basis der Entschließung "Zum Patentwesen an den Hochschulen" vom November 1979 hat sich die HRK (vor allem beim BMBF) dafür eingesetzt, dass bei der Zusammenarbeit zwischen Hochschulwissenschaftlern und Unternehmen die erzielten Schutzrechte nicht einseitig als geschuldete Arbeitsergebnisse festgeschrieben werden. In enger Kooperation mit den anderen Wissenschafts­organisationen ist es im März 1999 gelungen, in den "Leitprojekten" des BMBF diese Grundsatzposition zu verankern.


Die in der Allianz zusammengeschlossenen Wissenschafts­organisationen haben zudem eine Arbeitsgruppe "Patentwesen" gegründet, um dieses auch für die Hochschulen an Bedeutung gewinnende Thema abgestimmt zu bearbeiten.


Die Notwendigkeit hierzu hat sich im Berichtsjahr auch im internationalen Bereich, z. B. im Zusammenhang mit den EU-Musterverträgen oder den nationalen Vorbereitungen zur UNESCO-Welt-Wissenschaftskonferenz, als dringlich erwiesen.


8. Wissenschaftsnetz


Nach Beratungen im Plenum mit dem Vorsitzenden des Deutschen Forschungsnetzes und im Verwaltungsrat des DFN-Vereins sind zwischen Wissenschaft und Politik die Weichen dafür gestellt, im ersten Halbjahr 2000 das im internationalen Vergleich beispielhafte Gigabit-Wissenschaftsnetz in Betrieb nehmen zu können.


VI. Internationale Beziehungen(Internationalsierung der Hochschulen)


1. Europäische Union


Die HRK wirkte mit an der Formulierung und Verabschiedung folgender Stellungnahmen und Empfehlungen der Confederation of European Union Rectors' Conferences: Empfehlung zur Copyright-Richtlinie der Europäischen Union, Fortführung der Aktion Jean Monnet sowie Empfehlung zur weiteren Gestaltung der europäischen Forschungspolitik.


Insbesondere war die Confederation mit der Untersuchung "Trends in Learning Structures in Higher Education" maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung der Bologna-Konferenz im Juni 1999 beteiligt, die zur Erklärung von Bologna "Für einen europäischen Hochschulraum" führte.


Auf der Jahreskonferenz der European Association for International Education EAIE im Dezember in Maastricht stellten HRK, DAAD und Hochschulvertreter gemeinsam die geplante Einführung von Akkreditierung in Deutschland sowie damit verbundene neue Studien- und Förderprogramme vor.


2. West- und Südeuropa


Die traditionell gute Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern der HRK wurde auch 1999 fortgesetzt. Zu einem intensiven Gedankenaustausch kam es insbesondere während der Treffen des Präsidiums mit den französischen Organisationen CPU, CGE und CEDEFI, der italienischen CRUI, dem niederländischen HBO-raad, der österreichischen ÖRK sowie der schweizerischen SHRK.


Besondere Schwerpunkte in der deutsch-französischen Zusammenarbeit bildeten darüber hinaus das "Deutsch-französische Forum: Hochschulen - Unternehmen - Wirtschaft" sowie - wie bereits 1998 - die Einrichtung der Deutsch-französischen Hochschule, die inzwischen ihre Arbeit aufgenommen hat.


3. Nordeuropa


Mit den Partnern in Nordeuropa fand im Januar 1999 zum ersten Mal ein gemeinsames Seminar mit der Vereinigung der Nordischen Rektorenkonferenzen in Oslo statt. Die beteiligten nationalen Rektorenkonferenzen kamen überein, die konstruktive Zusammenarbeit in diesem Rahmen fortzusetzen.


4. MOE- und GUS-Staaten


Die intensive Zusammenarbeit mit den Rektorenkonferenzen der MOE- und GUS-Staaten wurde in neuen Formen weitergeführt. Auf Einladung der slowakischen sowie der bulgarischen Rektorenkonferenz zusammen mit dem bulgarischen Bildungsministeriums ist die HRK Partner in zwei TEMPUS-PHARE-Projekten, die eine Reform der Hochschulgesetzgebung in den beiden Ländern zum Ziel haben.


Zusammen mit der Russischen Rektorenunion, dem russischen Bildungsministerium, dem BMBF und dem DAAD wurde zum ersten Mal eine deutsch-russische Hochschulbörse in Berlin durchgeführt, an der die Minister und die Vorsitzenden der Rektorenkonferenzen beider Länder und viele der Kooperationspartner aus deutschen und russischen Hochschulen teilnahmen und die Veranstaltung zum Erfahrungsaustausch und zur Vertiefung der Zusammenarbeit nutzten. Das Interesse der russischen Seite an einem intensiven Gedankenaustausch kam auch in der Einladung zu einem gemeinsamen Seminar in der russischen Staatsduma im Mai 1999 zum Thema "Hochschulbildung in sich schnell wandelnden Gesellschaften - die Suche nach neuen Richtungen und Quellen der Entwicklung" zum Ausdruck. Diese Aktivitäten auf hohem politischen Niveau dienen der Unterstützung und Förderung der deutsch-russischen Hochschulbeziehungen auf allen Ebenen.


Die HRK hat zusammen mit den anderen großen deutschen Wissenschafts­organisationen in einer Erklärung vom 19.2.1999 den allen freiheitlichen Traditionen europäischer Wissenschaft widersprechenden Versuch der serbischen Regierung, mit dem Universitätsgesetz von 1998 Forschung und Lehre direktem Regierungseinfluss zu unterwerfen und Professoren und Studenten einzuschüchtern, verurteilt. Gleichzeitig wurde eine einseitige nationalistische Politisierung der Wissenschaften verurteilt.


Die Beendigung des Kriegs im Kosovo führte in der zweiten Jahreshälfte zu intensiven Bemühungen, den Beitrag der deutschen Hochschulen zur Stabilisierung der Lage im Kosovo und in Südosteuropa zu unterstützen. Mit kurzfristig erst zum Jahresende für das Jahr 1999 zur Verfügung gestellten Fördermitteln des BMBF konnten eine Reihe von deutschen Hochschulprojekten in der Region gefördert werden.


Dieses starke Engagement und die Erfahrungen in der Region hatten zur Folge, dass die HRK zusammen mit dem DAAD von sechs deutschen Stiftungen mit der Durchführung des Programms "Stiftungsinitiative Johann Gottfried Herder" beauftragt wurde. Die Stiftungsinitiative vermittelt emeritierte deutsche Hochschuldozentinnen und -dozenten an Hochschulen in dieser Region. Sie versteht sich als eine gemeinsame Anstrengung der privaten Stiftungen und der (aus öffentlichen Mitteln finanzierten) Hochschulvereinigungen DAAD und HRK.


5. Nordamerika


Auf der Jahreskonferenz der Association of International Educators NAFSA im Mai in Denver stellten HRK, DAAD und Hochschulvertreter gemeinsam die geplante Einführung von neuen Abschlussgraden und Akkreditierung in Deutschland sowie damit verbundene neue Studien- und Förderprogramme vor.


6. Lateinamerika


Die Kooperation mit Partnern in Lateinamerika konnte, u.a. dank der finanziellen Unterstützung durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit auf hohem Niveau fortgesetzt werden.


Die im vergangenen Jahr intensivierte Zusammenarbeit mit argentinischen Partnern wurde während des Besuchs einer HRK-Delegation in Argentinien im Februar weiter gefestigt. Unter anderem wurde verabredet, die Verhandlungen über eine bilaterale Vereinbarung zur Hochschulzusammenarbeit wieder aufzunehmen. Auf Einladung der kolumbianischen Seite wurden im Rahmen einer Delegationsreise im Februar erste Kontakte zu den wichtigsten Institutionen des kolumbianischen Hochschulwesens geknüpft, wobei sich zeigte, dass auf kolumbianischer Seite Interesse an einer verstärkten Zusammenarbeit besteht. Es wurde vereinbart, Verhandlungen über den Abschluß eines Rahmenabkommens über Hochschulzusammenarbeit aufzunehmen.


Im März reiste eine gemeinsame Delegation von HRK und DAAD erstmals nach Kuba, um vor dem Hintergrund der allgemeinen Annäherung an Kuba die Möglichkeiten einer verstärkten Zusammenarbeit im Hochschulbereich auszuloten.


Zusammen mit dem chilenischen Rektorenrat wurde im September eine Veranstaltung für die chilenischen Hochschulen zur Umsetzung der deutsch-chilenischen Rahmenvereinbarung in die Praxis durchgeführt.


Die traditionell intensive Zusammenarbeit mit Brasilien konzentrierte sich auf die folgenden Bereiche: Anbahnung von neuen, hochschulübergreifenden Kooperationsprojekten u.a. im Bereich der Medizin sowie Beteilung deutscher Experten bei den CAPES-Evaluationsverfahren. Darüber hinaus hat die HRK, in der Nachfolge des 1996-98 in dem brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul durchgeführten Beratungsprojektes zur Entwicklung des Hochschulwesens, im November eine Beratergruppe an eine der dortigen Universitäten, die UNIJUÍ, entsandt, um diese auf Bitten der Hochschulleitung gezielt bei der Evaluation und Weiterentwicklung der Hochschule beratend zu unterstützen.


7. Asien-Pazifik


Auf Einladung des japanischen Erziehungsministers hielt sich im Januar eine Gruppe deutscher Hochschulrektoren und -präsidenten unter Leitung des Vizepräsidenten der HRK für internationale Angelegenheiten, Professor Dr. Künzel, zu hochschulpolitischen Gesprächen in Japan auf.


Im April besuchte eine japanische Delegation auf Einladung der HRK Deutschland. Mit den Vertretern der staatlichen und kommunalen Universitäten Japans fand ein hochschulpolitisches Seminar in der HRK statt, gefolgt von Besuchen bei Ministerien, Wissenschafts­organisationen und Hochschulen.


Zu einem ähnlichen Programm kam auf Einladung der HRK eine Delegation der Assocation of Indian Universities im April/Mai nach Deutschland.


8. Preis für herausragende Leistungen in der internationalen Hochschulzusammenarbeit


Der 1991 vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (nunmehr Bundesministerium für Bildung und Forschung) gestiftete "Preis für herausragende Leistungen in der internationalen Hochschulzusammenarbeit" wurde 1999 zum 8. Mal vergeben. Der Auswahlausschuss unter Vorsitz des Vizepräsidenten der HRK für internationale Angelegenheiten vergab die Auszeichnung an


Professor Dr.-Ing. Victor Rizkallah, Professor am Institut für Grundbau, Bodenmechanik und Energiewasserbau an der Universität Hannover, für seinen persönlichen Einsatz bei der Einführung - seit 1987 - von Aufbau-Studienprogrammen für ausländische Studierende im Gebiet des Bauingenieurwesens sowie sein langjähriges Wirken für die Profilierung der Auslandsbeziehungen der Universität Hannover (Preissumme DM 15.000) und


Professor Dipl.-Ing. Wolfgang Jahnke, Professor für Industrial Engineering und Direktor des Ost-asien-Kooperationszentrums an der Technischen Fachhochschule Berlin, in Anerkennung seiner Arbeiten zur Gründung und Entwicklung eines Kooperationsnetzwerkes mit Ostasien, das Aktivitäten des Wissens- und Technologietransfers in Lehre, Forschung und in der Zusammenarbeit von Hochschulen und Wirtschaft verbindet (Preissumme 15.000, - DM).


Mit einem Sonderpreis wurde Professor Dr. Horst Fischer, Akademischer Direktor und Geschäftsführer des Instituts für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht an der Ruhr-Universität Bochum, für sein Initiative und sein Engagement beim Aufbau von Studien- und Ausbildungsangeboten für die internationale humanitäre Hilfe in Krisengebieten (5000,- DM).


In einer Veranstaltung der HRK im Leibniz-Haus der Universität Hannover am 19.7.1999 übergab Frau Bundesministerin Bulmahn die Preise.


9. In vier weiteren Bereichen hat die HRK die Internationalisierung der Hochschulen unterstützt:

  • Zusammen mit dem DAAD wurde im November 1999 ein Symposium zu Bakkalaureus/Bachelor- und Magister/Masterstudiengängen in Wirtschafts-, Rechts- und Sozial­wissenschaften in Bonn veranstaltet.

  • Die Vorbereitungen - unter Federführung des DAAD - für einen neuen Sprachtest für Ausländer (TestDaF) wurden forciert. Ab Sommer 2000 sollen ausländische Studierende schon im Heimatland einen neuen standardisierten deutschen Sprachtest (TestDaF) ähnlich dem amerikanischen TOEFL ablegen können, um in Deutschland schneller mit dem Fachstudium zu beginnen.

  • Um mehr Transparenz zu schaffen, hat sich die HRK-Plenarversammlung schon im Februar 1999 dafür ausgesprochen, den deutschen Hochschulzeugnissen ein englischsprachiges "Diploma Supplement" entsprechend einer unter Beteiligung der HRK erarbeiteten Empfehlung des Europarats, der UNESCO und der EU-Kommission beizufügen. Damit die Einführung des Diploma Supplement zügig und effektiv vor sich gehen kann, hat das HRK-Sekretariat eine spezielle Software entwickelt, die in allen Hochschulen eingesetzt werden kann, um die Vorbereitung und Ausfertigung von Diploma Supplements effizient zu handhaben.

  • Nach eingehender Diskussion zu den Voraussetzungen einer flächendeckenden Einführung des innerhalb der EU abgestimmten Leistungspunktesystems ECTS (European Credit Transfer Systems) beauftragte das Plenum die Kommission für Lehre und Studium, ein auch mit außereuropäischen Credit-Point-Systems kompatibles Umrechnungsraster für die traditionellen deutschen Notenskalen bei Hochschulprüfungen zu entwickeln.

VII. Zusammenarbeit mit anderen Institutionen


Die Kontakte der HRK zu den anderen Wissenschafts­organisationen, zu den Regierungen, insbesondere den Wissenschaftsministern und -minis-terinnen von Bund und Ländern, zu Bundestag und Landtagen, zu den nationalen und internationalen Studierenden-Organisationen, zu den Spitzenverbänden der Wirtschaft, zu den Gewerkschaften und zur Bundesanstalt für Arbeit wurden kontinuierlich gepflegt. Neben Gesprächen mit Herrn Bundeskanzler Schröder und Frau Bundesministerin Bulmahn, die ebenso wie der MPG-Präsident, Professor Dr. Markl, auch Gast des HRK-Plenums war, und dem ständigen Dialog mit dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft, der unsere Arbeit auch weiterhin tatkräftig unterstützt, sind insbesondere folgende Kooperationen zu erwähnen:


1. Kultusministerkonferenz


Die Gespräche zwischen den Präsidenten und den Präsidien von KMK und HRK sowie in der HRK/KMK-AG "Weiterentwicklung der Struktur des Hochschulwesens" waren auch 1999 fester Bestandteil der intensiven Kooperation zwischen beiden Institutionen. Die politische Bedeutung eines regelmäßigen in vielen Fragen einverständlichen Dialogs für die Chance, Hochschulreformen wissenschaftsadäquat zu gestalten, sollte nicht unterschätzt werden.


Gleichwohl muss die sachliche Auseinandersetzung dort gesucht werden, wo KMK und Länder hinter den Vorstellungen der HRK bzw. ihren eigenen Ankündigungen zurückbleiben. Dies gilt insbesondere in Fragen der Ausfinanzierung von Globalhaushalten, des Umfangs der Hochschulautonomie und bei der für die Leistungsfähigkeit der Hochschulen zentralen Frage der Kapapzitätsermittlung in der Lehre.


2. CHE (Centrum für Hochschulentwicklung)


1999 hat das CHE zusammen mit "Stern/Start" den Studienführer "1. Jura 2. Informatik 3. Mathe, 4. Physik 5. Wirtschaft 6. Chemie" herausgegeben, der für die Fächer Wirtschaft und Chemie auf der Erhebung und Publikation (mit der Stiftung Warentest) aus dem Vorjahr beruhte. Ausgangspunkt für die Gründung des CHE (durch Bertelsmann-Stiftung und HRK) als Ideenwerkstatt und Serviceunternehmen für die Hochschulreform war der Wunsch, ein Instrumentarium für mehr Wettbewerb und Transparenz im Hochschulbereich unter Beteiligung der Hochschulen zu entwickeln, um der staatlichen Bevormundung durch bürokratische realitäts- und praxisferne Vorschriften etwas Neues entgegenzusetzen.


Auf dieser Grundlage stehen dem CHE bis jetzt die Hochschulen für die gemeinsamen Projekte und Datenerhebung offen. Die insgesamt erfolgreiche Zusammenarbeit beruht längerfristig auf gegenseitigem Vertrauen und ausgewiesener Expertise. Das bedeutet, dass das CHE auf gelegentliche Kritik und gelegentliches Unbehagen aus dem Kreis seiner Kunden, vor allem der Hochschulen, mit noch mehr Offenheit und emotionslos eingehen sollte. Es muss nicht alle altbekannten prinzipiellen Bedenken aufgreifen, aber es gewinnt an Respekt, wenn es sich berechtigter Daten- und Methodenkritik stellt und wenn es nie ganz vermeidbare Schwächen oder Fehler offen eingesteht und im Zusammenwirken mit seinen Partnern in den Hochschulen ausräumt. Im übrigen sollte das CHE vor allem Werkstatt für neue Ideen und Berater für deren exemplarische Umsetzung sein, aber es sollte nicht selbst zum politischen Akteur werden wollen. Zu dieser Rolle hat die Vereinigung der Hochschulen, die Hochschulrektorenkonferenz, die Legitimation.


3. Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck


Gemeinsam mit dem Veranstaltungsforum der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck hat das HRK-Präsidium am 21. September 1999 den zweiten "Berliner Bildungsdialog", diesmal zum Thema "Hochschulräte als Steuerungsinstrument von Hochschulen", veranstaltet. Der 3. Berliner Bildungsdialog für das Jahr 2000 ist schon geplant. Insoweit entwickelt sich diese Veranstaltung zu einem speziellen Gesprächsforum von Vertretern aus Hochschulen mit Repräsentanten der Wirtschaft.


4. Fakultäten- und Fachbereichstage


Auch 1999 fanden wieder die Gespräche des HRK-Präsidiums mit den Vorsitzenden der Fakultäts- und Fachbereichstage statt. In sowohl getrennten wie auch in einer gemeinsamen Sitzung wurden die die jeweiligen Fächergruppen betreffenden Probleme erörtert und die - z.T. unterschiedlichen - Positionen erläutert. Im Berichtszeitraum gab es insbesondere mit den Vorsitzenden einiger Fakultätentage auch grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten über das Rollenverständnis der Gesprächspartner. Allerdings sollte man diese nicht überbewerten; denn über eine längere Zeit gesehen hat es solche Grundsatzdebatten in fast regelmäßigen Abständen gegeben.


VIII. Information und Dokumentation


1. Hochschulkompass


Der HRK-Hochschulkompass, das Internet-Informationssystem der HRK, ist 1999 strukturell verbessert und inhaltlich erweitert worden.


Nach gründlicher Vorbereitung wird nun - unter der Adresse www.higher-education-compass.hrk.de - auch eine englische Version angeboten. Sie enthält, wie die deutsche, Informationen zu allen deutschen Hochschulen, zu den von ihnen angebotenen grundständigen und weiterführenden Studienmöglichkeiten, zu den Promotionsmöglichkeiten und zu den mehr als 13.000 internationalen Kooperationsvereinbarungen.


Für die Zukunft bedeutsam ist die Entwicklung eines Erfassungsmoduls für die online-Erhebung der Daten. Dieses Modul ermöglicht den Hochschulen, die sie betreffenden Daten direkt in der Datenbank der HRK zu korrigieren bzw. zu ergänzen. Dies führt zu einer erheblichen Reduzierung des Zeit- und Materialaufwandes sowohl bei den Hochschulen als auch im HRK-Sekretariat.


Noch beteiligt sich nur etwa ein Drittel der Hochschulen an diesem Verfahren. Deren Echo war allerdings außerordentlich positiv. Eine höhere Beteiligung der Mitgliedshochschulen an der online-Erhebung wäre deshalb wünschenswert. Im übrigen finden sich auf der Homepage der HRK die Entschließungen und Empfehlungen der Gremien, die Presseerklärungen, Interviewtexte und andere Informationen.


2. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit


Das Jahr 1999 war geprägt von einem anhaltenden Medieninteresse an bildungs- und forschungspolitischen Themenstellungen. Die HRK-Positionen zur Einführung von Bakkalaureus/Bachelor- und Magister/Masterabschlüssen und zu einer Reform des Dienstrechts haben besondere Beachtung gefunden. Im Rahmen von zahlreichen Interviews und Hintergrundgesprächen mit Medienvertretern, von 12 Pressekonferenzen (teilweise gemeinsam mit der Bundesbildungsministerin oder anderen Institutionen) und über 50 Pressemitteilungen hat die HRK versucht, die Interessen der Hochschulen öffentlichkeitswirksam zu vertreten.


Das Präsidium, der Generalsekretär sowie sein Stellvertreter und weitere Mitglieder des Sekretariats haben im Rahmen von Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen auch 1999 die HRK-Positionen dargestellt. Leider hat sich im Sommer aufgrund eines (ohne Abstimmung gekürzten und mit reißerischer Schlagzeile veröffentlichten) Interviews in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung - wie schon festgestellt - eine überflüssige, nicht sachgerechte und daher schädliche Debatte über die künftige Professoren-Besoldung entzündet, die aber mit der HRK-Senatssitzung im Oktober 1999 beendet werden konnte.


Die HRK hat es außerordentlich begrüßt, dass der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft mit seiner Initiative zur Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit der Wissenschaft die Bemühungen der HRK der letzten Jahren aufgegriffen und die Wissenschafts­organisationen zu gemeinsamem Handeln auf diesem Feld ermutigt hat. Das Präsidium hat sich daher gerne sowohl an dem Symposium "Public Understanding of Science" am 27. Mai in Bonn als auch an der Jury für das PUSH (Public Understanding of Science and Humanities)-Aktionsprogramm beteiligt.


Das gemeinsam von den Präsidenten und Vorsitzenden der Wissenschafts­organisationen unterzeichnete Memorandum zum Dialog von Wissenschaft und Gesellschaft skizziert die Ziele und Maßnahmen, die im Rahmen des auf zunächst drei Jahre befristeten Programms der Wissenschaft unter dem Titel "Wissenschaft im Dialog" mit Zentralveranstaltungen im Jahr 2000 in Bonn und 2001 in Berlin angepeilt werden.


Die unter Federführung der HRK zusammen mit Deutscher Forschungsgemeinschaft, Fraunhofer-Gesellschaft, Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, Max-Planck-Gesellschaft, Wissenschaftsgemeinschaft Blaue Liste sowie Wissenschaftsrat durchgeführten "Tage der Forschung" wurden erstmals ausschließlich im Internet veröffentlicht. Um die dringend erforderliche größere Publizität dieser Gemeinschaftsaktion zu sichern, haben sich die Wissenschafts­organisationen entschlossen, die "Tage der Forschung" in den Rahmen von "Wissenschaft im Dialog" zu stellen.


Auch der Global Dialogue der deutschen Wissenschafts­organisationen auf dem Gelände der EXPO 2000 in Hannover wird Gelegenheit geben, den Kalender mit attraktiven Veranstaltungen in ganz Deutschland stärker bekannt zu machen. Die Vorbereitung des Global Dialogue scheint auf gutem Wege. Es ist zu hoffen, dass trotz der relativ geringen Einbeziehung der Wissenschaft in den Themenpark der EXPO die Gelegenheit dieses internationalen Großereignisses doch noch genutzt werden kann, um die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben öffentlichkeitswirksam darzustellen.


IX. HRK - Mitgliedergruppen


Die Mitgliedergruppe Universitäten in der HRK hat am 22. Februar 1999 die 8. Mitgliederversammlung in Bonn und eine weitere am 15.10 1999 in Hamburg durchgeführt. Haupttagesordnungspunkte waren in der 8. Mitgliederversammlung der Vortrag und die Diskussion mit Herrn Staatssekretär Professor Dr. Buttler, Brandenburg, zum Thema Akkreditierung und in der 9. Mitgliederversammlung Forschungsfragen und das Rollenverständnis der HRK.


Die Mitgliedergruppe Fachhochschule führte ihre 11. Mitgliederversammlung am 23.2.1999 in Bonn durch. Haupttagesordnungspunkte waren auch hier der Vortrag von Staatssekretär Buttler zum Thema Akkreditierung und die HRK-Vorschläge zum "Dienst- und Tarif-, Besoldungs- und Vergütungsrecht sowie zur Personalstruktur in den Hochschulen". Die alljährliche Herbst-Mitgliederversammlung wurde am 18. und 19. Oktober 1999 in Mannheim durchgeführt. Im Mittelpunkt standen die möglichen Auswirkungen der Dienst- und Besoldungsreform auf das Professorenamt an Fachhochschulen.


Die Bad Wiesseer Jahrestagung vom 13. bis 16. Mai 1999 der Mitgliedergruppe der Fachhochschulen stand unter dem Thema "Universitäten und Fachhochschulen - Wettbewerb und Kooperation". Neben Bundesministerin Bulmahn, der Senatorin für Wissenschaft und Forschung in Hamburg, Frau Sager und dem Vorsitzenden des Wissenschaftsrates, Herrn Professor Dr. Schulze diskutierten zu diesem Thema auch die Vizepräsidenten Frankenberg, Huth, Klockner, Künzel und Schaal - ein in dieser "geballten Form" in Bad Wiessee bisher einmaliger Vorgang.


Die deutschen Musikhochschulen haben sich als Mitgliedergruppe in der HRK konstituiert und ein Thesenpapier zu Situation und Perspektiven dieser Hochschulart in Deutschland entwickelt, das von der HRK-Plenarversammlung am 8.11.1999 zur Kenntnis genommen wurde. Darin definieren die Musikhochschulen ihr spezifisches Aufgabenprofil innerhalb der Hochschullandschaft.


X. Interna


Die Jahresversammlung 1999 der HRK fand am 22./23. April 1999 in Weimar mit dem Thema "Hochschule als Stätten der Kultur" statt. Hervorzuheben ist zum einen die gemeinsame Einladung und Organisation der Bauhaus-Universität und Hochschule für Musik "Franz Liszt", zum anderen die Verlegung eines Teils der Veranstaltung in die Gedenkstätte Buchenwald, um auch an die Gefährdung der Kultur durch mangelnde Zivilcourage gegenüber freiheitsfeindlichen Bestrebungen zu erinnern.


Die nächste Jahresversammlung der HRK wird am 4./5. Mai 2000 - erstmals auf Einladung einer Fachhochschule - in Wiesbaden zu dem Thema "Studium und Beruf" stattfinden.


Die HRK hat zum 1. September 1999 im Wissenschaftsforum am Gendarmenmarkt in Berlin ein kleines Büro eingerichtet. Zwei Mitarbeiterinnen arbeiten dort mit Vertretern von neun anderen Institutionen aus dem Wissenschaftsbereich zusammen. Für die Interessenvertretung der Hochschulen ist es unerlässlich, am Sitz von Parlament und Regierung ständig präsent zu sein. Die ersten Monate nach dem Umzug von Parlament und Regierung deuten auch an, dass sich viele Aktivitäten und Veranstaltungen nach Berlin verlagern. Da die große Zahl von Journalisten seitdem in Berlin tätig ist, hat das Präsidium auch beschlossen, Pressekonferenzen, z.B. nach dem Plenum, in Berlin durchzuführen.


XI. Dank


Zu danken ist wiederum all denjenigen, die im Jahre 1999 die HRK-Arbeit - wie in den Jahren zuvor und teilweise noch mehr - unterstützt haben:

  • den Mitgliedshochschulen für die Entsendung ihrer Rektoren/innen bzw. Präsidenten/innen und anderer Experten, die Bereitstellung von Informationen, die Durchführung von Tagungen und den Empfang ausländischer Gäste,

  • den anderen Wissenschafts­organisationen und ihren Repräsentanten für stets konstruktive Zusammenarbeit,

  • Ländern und Bund für die finanzielle Unterstützung der Arbeit der HRK, wenngleich die finanziellen Restriktionen auch an der HRK nicht gänzlich vorbeigingen,

  • den Mitgliedern von Gremien, Kommissionen, Arbeitsgruppen und Delegationen der HRK, ohne die die Beschlüsse von Präsidium, Senat und Plenum und deren Akzeptanz ebenso wenig möglich wären wie die Aufrechterhaltung der zahlreichen und weitreichenden nationalen und internationalen Kontakte.

Ein besonderer Dank gilt den Herren Vizepräsidenten für die hervorragende Kooperation im Präsidium und für die engagierte und oftmals zeitraubende Wahrnehmung von Funktionen innerhalb und außerhalb der HRK. Dank gilt auch hier ihren Hochschulen, die dies mittragen.


Last but not least gilt der Dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Sekretariats und der Stiftungsverwaltung zur Förderung der HRK unter der vorbildlichen Leitung des Generalsekretärs, der die HRK mittlerweile leider verlassen hat, um ihr - hoffentlich - in seiner neuen Position in Berlin weiterhin verbunden zu bleiben.