Joint declaration on Doctoral Training in Europe


Gemeinsame Erklärung zur Doktorandenausbildung in Europa

(Deutsche Übersetzung der englischen Erklärung; englische Originalversion als Volltext und Download)


Die Präsidenten

der Direktorenkonferenz der französischen Ingenieurhochschulen (CDEFI),
der französischen Konferenz der Universitätspräsidenten (CPU),
der Konferenz der Rektoren der Akademischen Schulen in Polen (KRASP),
der Flemish Interuniversity Council (VLIR)
der deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK),
der ungarischen Rektorenkonferenz (HRC),
der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS) und
der spanischen Rektorenkonferenz (CRUE) und
von Universities UK (UUK)

bekräftigen die Bedeutung der Salzburger Prinzipien und der von der European University Association (EUA) 2010 veröffentlichten Salzburg-II-Empfehlungen.

Sie heben die folgenden grundlegenden Elemente hervor, die bei der Diskussion der Doktorandenausbildung in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zu berücksichtigten sind:

1. Die Doktorandenausbildung (PhD-Ausbildung) zielt darauf ab, neues Wissen zu schaffen und junge Forscher für eine Karriere in der Wissenschaft(1), an Hochschulen, in der freien Wirtschaft oder in der Gesellschaft im Allgemeinen zu qualifizieren, indem sie aktiv eigene Forschung betreiben.

2. Der individuelle Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt wird durch eine Dissertation (PhD-Thesis) oder eine vergleichbare wissenschaftliche Arbeit belegt.

3. Die Arbeit an der Dissertation (PhD-Thesis) stellt die erste Phase einer Karriere im Bereich der Forschung dar. Daher ist die Doktorandenausbildung nicht als ein zusätzlicher Studienzyklus zu verstehen. Doktoranden in der Doktorandenausbildung verfügen über einen akademischen Abschluss, der im Allgemeinen dem Niveau eines Master-Abschlusses entspricht.

4. Doktoranden sollte die Möglichkeit geboten werden, zusätzliche methodische Fähigkeiten sowie übergreifende, soziale und allgemeine Kompetenzen zu erwerben, die für eine Karriere in der Wissenschaft, auf dem weiteren wissenschaftsbasierten Arbeitsmarkt oder außerhalb der Wissenschaft hilfreich sind. Doktoranden wählen diese Angebote selbst aus. Die Anwendung des European Credit Transfer and Accumulation System (ECTS) ist in diesem Zusammenhang und in der Doktorandenausbildung insgesamt nicht erforderlich.

5. Doktoranden, die eine akademische Laufbahn anstreben, sollten die Möglichkeit erhalten, Erfahrungen in der Lehre zu sammeln.

6. Eine erfolgreiche Forschungsausbildung benötigt institutionelle Strukturen, die es der Institution oder den Fachbereichen erlauben, strategische Verantwortung für die Doktorandenausbildung zu übernehmen. Diese Struktur gewährleistet einen transparenten Prozess zur Auswahl qualifizierter (nationaler und internationaler) Doktoranden und eine adäquate Betreuung und Prüfung. Darüber hinaus sieht sie auch die oben erwähnten Lehrelemente vor.

7. Der regelmäßige Austausch zwischen Doktoranden verschiedener wissenschaftlicher Fachgebiete sollte unterstützt werden. Außerdem sollte ein inner- und interdisziplinärer Dialog im Rahmen der jeweiligen Doktorandenausbildung gefördert werden.

8. Wissenschaftliches Denken sowie intellektuelle Risikobereitschaft und Kreativität sind für Inhaber eines Doktorgrades die bedeutendsten Erfolgsfaktoren auf dem Arbeitsmarkt, die für Arbeitgeber in Industrie, im Dienstleistungssektor und im öffentlichen Dienst gleichermaßen wichtig sind.

9. Die große Vielfalt von Möglichkeiten und Systemen in der Doktorandenausbildung, die den unterschiedlichen Anforderungen in den verschiedenen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gerecht werden, ist zu begrüßen. Wir erkennen keine Notwendigkeit für eine Standardisierung der Doktorandenausbildung in Europa.

Professor Wiesław Banyś
President der CRASP
Warsaw, November 2014  

Professor József Bódis
President HRC
Budapest, Dezember 2014

Professor Horst Hippler
President der HRK
Bonn, November 2014  

Professor Paul De Knop
President des VLIR
Brussels, Februar 2015

Professor Christian Lerminiaux
President der CDEFI
Paris, November 2014  

Professor Manuel José López Pérez
President der CRUE
Madrid, Januar 2015

Professor Antonio Loprieno
President der CRUS
Bern, November 2014  

Professor Jean-Loup Salzmann
President der CPU
Paris, November 2014

Professor Sir Christopher Snowden
President von UUK
London, November 2014

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(1) Der Begriff „Wissenschaft“ schließt in dieser Erklärung alle Forschungsdisziplinen ein.