Gemeinsame Erklärung der Präsidien der Österreichischen Rektorenkonferenz, der Schweizerischen Hochschulrektorenkonferenz und der deutschen Hochschulrektorenkonferenz


Erklärung vom 23./24.9.1999



1. Die aktuelle Lage der Hochschulen in der Schweiz, Österreich und Deutschland ist bestimmt von Differenzierung und Diversifizierung der Hochschulen durch Schwerpunktbildung in Forschung und Entwicklung, in Lehre und Studium. Hochschulen und Forschungseinrichtungen in den drei Ländern befinden sich im internationalen Wettbewerb. Die traditionelle Steuerung von Hochschulen in staatlichen Hochschulsystemen über Gesetze Verordnungen und Erlasse entspricht nicht mehr den Bedürfnissen von Hochschulen im Wettbewerb.


2. Die Präsidien der Rektorenkonferenzen stimmen darin überein, dass die Neustrukturierung der Hochschulsysteme eine Stärkung der Autonomie der Hochschulen erfordert. Autonome und eigenverantwortliche Hochschulen sind sich ihrer Verantwortung für ihre Studierenden, für die Entwicklung der Wissenschaft und für die effiziente Nutzung der ihnen zur Verfügung gestellten Mittel bewusst. Sie benötigen über mehrere Jahre verbindliche Globalhaushalte, um in eigener Verantwortung unter Rechenschaftslegung gegenüber Politik und Gesellschaft Prioritäten und Posterioritäten zu setzen.


3. Die Hochschulen der drei Länder sind auf dem Weg in einen "Europäischen Bildungsraum", wie er von 31 europäischen Bildungsministern in ihrer Erklärung vom 19.6.1999 in Bologna anvisiert wird. Die Neustrukturierung des Studiums hin zu differenzierten und gestuften Studiengängen und Abschlüssen wie Bachelor und Master bildet eine besondere Herausforderung für die Sicherung der Qualität von Lehre, Studium und Abschlüssen. Die Präsidien der drei Rektorenkonferenzen sehen in der Akkreditierung von Studiengängen und Institutionen ein geeignetes Verfahren der Qualitätssicherung für differenzierte Studienangebote. Akkreditierung führt zu Transparenz des Studienangebots und zur Sicherung von Mindeststandards im Wettbewerb.


4. Hochschulen sind Teil der Gesellschaft. Sie sind Stätten von Bildung und Ausbildung, Forschung und Nachwuchsförderung, Wissenschaft und Kultur in zunehmend multikulturellen Gesellschaften in allen drei Ländern. Als Stätten der Kultur vermitteln die Hochschulen und ihre Mitglieder ihr Wissen und ihre Erfahrungen, aber auch ihre offenen Fragen in verständlicher Weise der Gesellschaft.


5. Hochschulen tragen Verantwortung für die künftige Entwicklung der Gesellschaft. Sie sind Stätten offener Auseinandersetzung in ethischer Verantwortung. Die Hochschulen tragen in Bildung und Ausbildung dazu bei, dass kritische, rationale Auseinandersetzung und Toleranz ihr Wirken nach Innen und Außen bestimmen. Erkenntnisgewinn geschieht in den Hochschulen nicht nur auf den Wegen der Wissenschaft, sondern auch über Kunst, Religion und Sport. Auch unter engen finanziellen Rahmenbedingungen müssen Hochschulen Raum bieten für Kreativität in allen diesen Feldern.


Professor Dr. Klaus Landfried, Präsident der HRK


Professor Dr. Wolf Rauch, Präsident der ÖRK


Professor Dr. Christoph Schäublin, Präsident der SHRK