Offen über Vielfalt sprechen – von Anfang an

An der Universität Bielefeld steht die Orientierungs-Phase von neuen Studierenden und Mitarbeitenden im Mittelpunkt: Sie sollen von Anfang an mit dem Thema Vielfalt in Kontakt kommen. Damit das gelingen kann, werden unterschiedliche Berührungspunkte mit den Themen Vielfalt, Chancengleichheit und Antidiskriminierung geschaffen. 

An einem Stand beim Willkommens-Tag an der Universität Bielefeld in Kooperation mit dem Studentischen Gesundheitsmanagement und verschiedenen Hochschulgruppen ließen sich unter anderem Zettel mit einem Diversity- Quiz ausfüllen, um begehrte kleine Gewinne mit Bezug zum Thema Diversity zu erhalten – und so kam meistens ein Gespräch mit jemandem aus dem Diversity-Management der Universität zustande. An die Fragen im Quiz ließen sich gut Gespräche anknüpfen: „Wie viele Studierende mit Kind gibt es?“, war eine der Fragen, zu der im Multiple-Choice-Verfahren drei Antworten vorgegeben waren, „wieviel Prozent der Behinderungen sind sichtbar?“ eine weitere oder auch: „Wie viele internationale Studierende gibt es hier bei uns in Bielefeld?“ Das Quiz sollte vor allem Spaß machen, kleine Aha-Momente befördern und Reflexionsanlässe bieten. Es ging nicht darum, mit Wissen zu glänzen. 

Das diversitäts-sensible Onboarding – also die Startphase für Studierende und alle weiteren Zielgruppen auf dem Campus – steht im Mittelpunkt des Projekts, das in Bielefeld im Rahmen der HRK-Initiative „Vielfalt an deutschen Hochschulen“ initiiert wurde. „Wir kommen bislang vor allem dann ins Spiel, wenn Personen ein diversitätsbezogenes Anliegen haben, was auch gut und wichtig ist“, fasst Pia Ortwein das Konzept zusammen: „Jetzt wünschen wir uns eine noch größere Selbstverständlichkeit und Aufmerksamkeit für die Themen - von Anfang an. Deshalb haben wir den Blick auf die Phase des Ankommens der Universitätsangehörigen aus allen Statusgruppen gelegt.“ Pia Ortwein arbeitet im Diversity-Management und hat das Konzept entwickelt, das nicht nur auf Studienanfänger:innen zielt, sondern auch auf neue Mitarbeitende und Lehrende. „Das Onboarding soll Spaß machen und Freude vermitteln, das ist wichtig. Wir wollen sensibilisieren und die Botschaft vermitteln, dass sich niemand rechtfertigen muss, so zu sein, wie er*sie ist“, sagt sie. 

„Wir haben hier in Bielefeld traditionell eine sehr engagierte Studierendenschaft“, sagt Janina Theismann, die in dem Projekt mitarbeitet. Zugleich spielt sich durch den zentralen Campus das Uni-Leben auf engem Raum ab – zwei Vorteile, die für das aktuelle Projekt genutzt werden sollen. Um die neuen Studierenden gleich beim Ankommen mit den Vielfalts-Themen vertraut zu machen, setzt man in Bielefeld auf Multiplikator:innen: Die Mitarbeitenden des Diversity-Managements arbeiten mit den Fachschaften zusammen, die das allgemeine Onboarding-Programm organisieren und bieten ihnen verschiedene Workshops sowie Coachings an, um sie für den Status quo und Herausforderungen beim Abbau von Barrieren und der Schaffung von Chancengleichheit zu sensibilisieren. Die Fachschaften organisieren Campus-Spaziergänge und Ersti-Partys und viele andere Aktionen. Dass in dieser Orientierungsphase auch das Thema Vielfalt anklingt, dafür soll die Kooperation sorgen. Für neue Mitarbeitende und Lehrende gibt es ebenfalls direkte Angebote in den bestehenden Onboarding-Programmen, in die sich das Team des Diversity-Managements eingebracht hat.

Ein Highlight haben die Akteur:innen in Bielefeld noch vor sich: In der zweiten Projekthälfte wird ein überlebensgroßer Pinguin über den Campus laufen und vor allem mit neuen Uni-Mitgliedern auch in die Interaktion gehen. „Es wird damit eine Figur verkörpert, die sich genauso verhält wie alle anderen auf dem Campus, nur dass sie eben anders aussieht“, sagt Pia Ortwein. Denkanstöße zum Thema Vielfalt soll das geben, es soll Diskussionen anregen – und der Pinguin hat natürlich auch Themen, Informationsmaterialien, Postkarten und ähnliches dabei, damit Vielfalt zum nachhaltigen Gesprächsstoff wird.

Text von Kilian Kirchgeßner