Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie: HRK-Präsident fordert erneut die sofortige Freilassung von Dr. Ahmadreza Djalali

16. April 2020

Aus aktuellem Anlass setzt sich der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) Prof. Dr. Peter-André Alt abermals dafür ein, den seit mittlerweile vier Jahren im Iran inhaftierten Wissenschaftler Dr. Ahmadreza Djalali unverzüglich aus dem Evin Gefängnis zu entlassen:

„Die Corona-Pandemie stellt für Dr. Ahmadreza Djalali eine unmittelbare Bedrohung des Lebens dar. Laut Informationen des internationalen Netzwerks Scholars at Risk hat sich sein Gesundheitszustand im Verlauf seiner vierjährigen Haft kontinuierlich verschlechtert, eine ausreichende medizinische Versorgung ist nicht gewährleistet. Dr. Djalali zählt somit zu der Risikogruppe, für die eine Infektion mit dem Corona-Virus lebensbedrohlich wäre.

Daher habe ich das Staatsoberhaupt des Iran in einem offenen Brief  abermals aufgefordert, Dr. Ahmadreza Djalali unverzüglich aus der Haft in Teheran zu entlassen. In den vergangenen Wochen hat der Iran eine große Anzahl von Inhaftierten aus den Gefängnissen des Landes entlassen, um die weitere Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Ich bin bestürzt, dass Dr. Djalali von dieser Maßnahme nicht profitieren kann und auch weiterhin im Evin Gefängnis inhaftiert ist. Sein schlechter Gesundheitszustand und insbesondere der Verdacht auf eine Leukämieerkrankung machen eine sofortige Haftentlassung zwingend erforderlich.

Die Verurteilung zum Tode und die unnachgiebige Härte gegenüber Dr. Djalali stellen eine massive Verletzung der Menschenrechte und der akademischen Freiheit dar. Dieses Vorgehen der iranischen Führung kann die internationale Wissenschaftsgemeinschaft nicht tolerieren.“

Nachdrücklich unterstützt die HRK den dringenden Aufruf von Scholars at Risk, dem internationalen Netzwerk zum Schutz gefährdeter Wissenschaftler, Unterstützerschreiben für Ahmadreza Djalali an die iranische Regierung zu senden.

Dr. Djalali befindet sich seit April 2016 in iranischer Haft. Im Oktober 2017 wurde der seit Jahrens in Schweden lebende Wissenschaftler wegen „Verdorbenheit auf Erden“ (ifsad fil-arz) zum Tode verurteilt. Einen Antrag auf Überprüfung des Urteils lehnte das oberste Gericht des Iran im 2018 ab. Dr. Djalali wird eine adäquate medizinische Versorgung verwehrt. Scholars at Risk erhebt zudem den Vorwurf, iranische Sicherheitskräfte haben den Wissenschaftler gefoltert. Auch Amnesty International berichtet von Versuchen, ein Geständnis zu erzwingen.
 
Die HRK hatte sich bereits mehrmals gegenüber der iranischen Staatsführung für eine Freilassung von Ahmadreza Djalali eingesetzt.

Laut der HRK-Datenbank internationaler Hochschulkooperationen unterhalten deutsche Hochschulen derzeit 80 Kooperationen mit iranischen Partnern.