Nachwuchspakt und Programm „Innovative Hochschule“: Bedarfe der Hochschulen nicht ausreichend getroffen

20. Mai 2016

Die heutigen Beschlüsse der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) zu einem „Nachwuchspakt“ und der Förderinitiative „Innovative Hochschule“ hat der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Prof. Dr. Horst Hippler soeben kommentiert:

„Bund und Länder gehen damit gemeinsam zwei große, für die Zukunft der Hochschulen und des gesamten Wissenschaftssystems zentral wichtige Aufgaben an. Das ist ohne Zweifel zu begrüßen. Vor allem durch die angebotenen Pauschalen kann die Strategiefähigkeit der Hochschulen gestärkt werden. Allerdings sehen wir bei beiden Programmen Schwächen, auf die die HRK im Vorfeld schon mehrfach hingewiesen hat.

Die erwünschten 1.000 Professuren mit Tenure Track, die mit dem Nachwuchspakt geschaffen werden sollen, sind mit den vorgesehenen Mitteln nicht hinreichend auszustatten. Bei einem Gesamtvolumen von einer Milliarde € und einer Finanzierungsdauer von sechs bis acht Jahren pro Tenure Track-Stelle (W1/W2) plus einer 15prozentigen Strategiepauschale liegt die Ausstattung absehbar weit unter dem erforderlichen Wert. So sind Forschungsaktivitäten in substanziellem Umfang nicht möglich. Das heißt, man läuft Gefahr, auf attraktive Kandidatinnen und Kandidaten im nationalen und internationalen Wettbewerb verzichten zu müssen, oder die Stellen müssen von den Hochschulen zu eigenen Lasten zusätzlich ausgestattet werden. Weniger Stellen, aber besser dotiert, wären hier mehr – und eine nachhaltigere Lösung.

Es wird eine wichtige Aufgabe des Bundes und der GWK sein, den vereinbarten Aufwuchs der Stellen zu gewährleisten. Wenn mit diesen Stellen nur vorgezogene Berufungen ermöglicht werden, wird kein nachhaltiger personeller Aufwuchs erreicht. Zu begrüßen ist, dass die im Rahmen der Exzellenzinitiative erfolgreich herangebildeten Nachwuchskräfte Zugang zu dem neuen Programm erhalten.

An vielen Universitäten werden im Übrigen weniger zusätzliche Professuren als vielmehr Stellen neben der Professur benötigt, die ebenfalls interessante Karrierewege für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eröffnen. Die Universitäten haben mit ihren Orientierungsrahmen bereits Personalentwicklungskonzepte vorgelegt, die in die richtige Richtung weisen.

Das Programm „Innovative Hochschule“ könnte trotz der mit Blick auf die strukturelle Unterfinanzierung der Hochschulen zu geringen Ausstattung von rund 55 Millionen Euro jährlich spürbare Effekte bringen. Die Schwerpunktsetzung zugunsten der Fachhochschulen bzw. Hochschulen für Angewandte Wissenschaften ist richtig, hätte jedoch noch stärker ausfallen können.

Dass das Programm ‚Innovation‘ nicht nur rein technologisch definiert, sondern alle Formen der Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft und alle Wissenschaftsdisziplinen erfasst, ist jedenfalls ein vielversprechender und dem Leistungsspektrum der Hochschulen angemessener Ansatz.“